SETI-Institut: Streit um systematische Nachrichten ins Weltall

Seit Jahrzehnten lauschen Wissenschaftler ins All und suchen nach Signalen außerirdischer Zivilisationen – bislang ohne Ergebnis. Nun gibt es eine Debatte darüber, ob die Menschheit beginnen sollte, auf sich aufmerksam zu machen.

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SETI-Institut: Streit um systematische Nachrichten ins Weltall

Von Arecibo sollen wieder Nachrichten ins All gesendet werden.

(Bild: H. Schweiker/WIYN and NOAO/AURA/NSF)

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Wissenschaftler und Interessierte streiten darüber, ob die die Menschheit oder einzelne Organisationen damit beginnen sollten, systematisch Nachrichten ins All zu senden, um Kontakt mit Außerirdischen zu suchen. Auf einer Veranstaltung im Rahmen des jährlichen Treffens der American Association for the Advancement of Science (AAAS) erklärte Douglas Vakoch vom SETI-Institut, dass es schwer werden dürfte, für das sogenannte METI (Messaging to Extraterrestrial Intelligence, im Unterschied zu SETI – Search for Extraterrestrial Intelligence) einen internationalen Konsens zu erreichen, berichtet Science. Deswegen plädiere er zwar für diese weltweite Debatte, aber gleichzeitig für den Beginn systematischer Sendebemühungen.

Entschiedener Widerspruch kommt von dem Science-Fiction-Autoren David Brin (Uplift-Zyklus). Wenn man etwas so charakteristisches an unserem Planeten wie die weitestgehende Beschränkung auf das Lauschen ins All ändern wolle, dürfe das nicht von kleinen Gruppen entschieden werden. Es gehe nicht darum, dass Aliens die Erde dann finden und zerstören könnten. Aber in unserer eigenen Vergangenheit habe der Kontakt zwischen technisch überlegenen Eroberern und unterentwickelten Einheimischen immer traurig geendet, sagte er laut Süddeutscher Zeitung. Das müsse sich bei einem ersten Kontakt mit Außerirdischen nicht wiederholen, aber das Risiko dürfe man nicht ignorieren. In einem offenen Brief warnen Brin und andere deshalb vor den potenziell enormen Konsequenzen neuer METI-Programme.

Die Kritiker, darunter SpaceX-Gründer Elon Musk und der ehemalige Planetary-Protection-Verantwortliche der NASA, John D. Rummel, schreiben, man könne die Reaktionen von eventuellen intelligenten Lebensformen im All auf ein Lebenszeichen von der Erde nicht vorhersehen. Gleichzeitig sei es wahrscheinlich, dass sie um Millionen Jahre weiterentwickelt sind als die Menschheit. Als technologisch relativ junge Spezies sollten wir deshalb erst einmal weiter zuhören und nicht schreien. Zwar gebe es schon jede Menge Strahlung, die seit Jahrzehnten ins All gehe und uns verrate, aber im Gegensatz zu einem gezielten Signal sei sie viel schwerer zu erkennen. Eine weltweite wissenschaftliche, politische und humanitäre Diskussion über METI sei deshalb nötig – lange bevor eine Nachricht hinausgeht.

Die Arecibo-Botschaft ist noch 25.000 Jahre zum Kugelsternhaufen M13 unterwegs.

(Bild: Arne Nordmann, CC BY-SA 3.0 )

METI-Fürsprecher können unter anderem darauf verweisen, dass schon häufig gezielt Nachrichten ins All gesendet wurden. So ging im Jahr 1974 ein Radiosignal vom Arecibo-Teleskop in Puetro Rico zu einem Sternen-Cluster in 25.000 Lichtjahren Entfernung. 2008 wiederum ließ der Tortilla-Chips-Hersteller Doritos eine Werbenachricht zu einem 42 Lichtjahre entfernten Sternsystem senden. Dutzende andere Nachrichten gingen in verschiedene Richtungen und dann gibt es ja noch die Goldplaketten an Bord der Voyager- und Pioneer-Sonden, die von der Erde erzählen. Aber auch die ganz alltägliche von der Erde abgehende Strahlung sorge dafür, dass die Erde keineswegs Funkstille bewahre, meinen METI-Befürworter: Denn dank potenziell viel leistungsfähigerer Empfangssysteme, sei es möglich, dass außerirdische Zivilisationen auch die normalen Emissionen der Erde empfangen.

Über den Inhalt möglicher Nachrichten ins All sind sich aber auch die Befürworter nicht einig. Seth Shostak vom SETI-Institut etwa möchte Science zufolge das gesamte Internet ins All senden, Vakoch dagegen nur etwas bescheidenes, das die Herausforderungen deutlich mache, denen sich die Menschheit gegenüber sehe. Ein vergleichsweise einfacher Weg wäre es ihm zufolge, das Arecibo-Teleskop immer wieder auf Sterne im Blickfeld zu richten und zu senden, statt zu lauschen. Das würde die normale Arbeit nicht zu stark verzögern. (mho)