Kritik am Energiekonzept der Bundesregierung

Der für Energie und Verkehr zuständige Vorstand beim DLR hält das Energiekonzept der Bundesregierung bis 2050 in der Gesamtheit für nicht machbar.

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Stromnetz
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Im Interview mit Technology Review hat Ulrich Wagner, Vorstand Energie&Verkehr beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das Energiekonzept der Bundesregierung kritisiert. Zwar sei jedes der 28 Ziele des bis 2050 geplanten Vorhabens "wunderbar" und zu unterschreiben. "Aber es ist auch völlig klar, dass sie in der Gesamtheit nicht realisierbar sind. Es wird nicht funktionieren, die Strom- und die Wärmeerzeugung aus der Kraft-Wärme-Kopplung zu verdoppeln, wenn gleichzeitig der Wärmebedarf von Gebäuden um 30 Prozent sinken soll." Beides sei für sich genommen erfreulich, passe aber nicht zusammen. "Wirklich ökonomische, ökologische und aus Nachhaltigkeitssicht optimale Wege zu finden, ist noch nicht passiert."

Wagner, der beim Technology Review Innovationskongress 2015 gesprochen hatte, forderte, die Zuverlässigkeit der Stromversorgung zu priorisieren. "Das ist eine ganz empfindliche Stelle für Politiker und für Bürger." Nach der Zuverlässigkeit komme die Wirtschaftlichkeit. "Das Ganze darf nicht unendlich viel kosten." Dann komme nach seiner Wahrnehmung "erst mal lange nichts". Erst dann folgten Umweltschutz, Klimaschutz und Nachhaltigkeitsziele. "Das sind für den Durchschnittsbürger eher Luxusthemen."

Eine Absage an die Energiewende sei das aber nicht, so Wagner. Eine wichtige Bedingung aus seiner Sicht sei aber, dass der Nutzer davon nichts merken wolle. "Er hat am Thema Energie kein Interesse, solange er nicht selbst direkt damit konfrontiert ist, etwa durch sinkende beziehungsweise steigende Preise oder Versorgungsengpässe."

Wagner glaubt auch nicht daran, die Menschen erziehen zu können. "Das Modell "Schalte deine Waschmaschine bitte erst um 10 Uhr Abends ein, weil dann der Strom günstiger ist", machen die Leute zwei Monate mit und dann ist es ihnen zu dumm, weil sie damit vielleicht 15 Cent einsparen."

Das vollständige Interview in Technology Review online:

(bsc)