SPD will Pkw-Maut nicht hopplahopp beschließen

Nach monatelangem Vorlauf hat Minister Alexander Dobrindt seine Pkw-Maut ins Parlament gebracht – und da geht der Streit weiter. Nicht nur Grüne und Linke wollen sie durchleuchten und sich nicht hetzen lassen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 113 Kommentare lesen
SPD will Pkw-Maut nicht hopplahopp beschließen

(Bild: Bundesregierung)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Die umstrittene Pkw-Maut kann aus Sicht der SPD wegen vieler ungeklärter Fragen nicht im Schnellverfahren beschlossen werden. "Es gibt keinen Automatismus", sagte SPD-Fraktionsvize Sören Bartol am heutigen Donnerstag zum Beginn der Gesetzesberatungen im Bundestag. Die Union strebt an, dass das im schwarz-roten Koalitionsvertrag verankerte CSU-Wunschprojekts zügig verabschiedet wird. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) verteidigte die Pläne gegen heftige Attacken der Opposition. Am erhofften Millionen-Ertrag der Nutzergebühr, die 2016 eingeführt werden soll, werden aber mehr Zweifel laut.

Pkw-Maut

Erst verlangte die CSU im Wahlkampf eine "Pkw-Maut für Ausländer", dann sollte es eine Infrastrukturabgabe für alle Straßen werden. Verkehrsminister Dobrindt legte schließlich einen Gesetzentwurf vor, der eine Maut für Inländer auf Autobahnen und Bundesstraßen, für Pkw-Fahrer aus dem Ausland nur auf Autobahnen vorsieht. Kontrolliert werden soll das ganze über eine elektronische Kennzeichenerfassung - dies ist aber nur einer der Punkte, die Kritiker an den Plänen bemängeln.

Dobrindt sprach von einem echten Systemwechsel bei der Finanzierung der Verkehrswege. "Das Verursacherprinzip 'Wer mitnutzt, der zahlt mit' wird umgesetzt." Die Maut sei gerecht, "weil es zukünftig keinen Unterschied mehr geben wird zwischen Nutzern, die sich an der Finanzierung beteiligen, und Nutzern, die die Straßen kostenlos benutzen", sagte er mit Blick auf Pkw-Fahrer aus dem Ausland. Der Minister bekräftigte, dass nach Abzug der Kosten 500 Millionen Euro pro Jahr zweckgebunden für Investitionen übrig bleiben sollen. Dies sei "geradezu vorsichtig kalkuliert". Er sprach sich dagegen aus, die Infrastruktur durch Schulden oder Steuererhöhungen zu finanzieren.

SPD-Politiker Bartol sagte, das in der Koalition vereinbarte Projekt werde kommen. "Die Frage ist nur, wie." Zusatzeinnahmen dürften nicht von Bürokratie aufgefressen werden. Bedenken seien ernst zu nehmen und zu klären, etwa zu Datenschutz und Folgen für Grenzregionen. "Kein Gesetzentwurf verlässt den Bundestag so, wie er hineingekommen ist." Für die Beratungen solle man sich ausreichend Zeit nehmen.

Unions-Verkehrsexperte Ulrich Lange (CSU) sagte, der Gesetzentwurf werde zügig durch das Parlament gehen. Die Maut sei "mit dem europäischen Gedanken vereinbar". Der CDU-Abgeordnete Steffen Bilger argumentierte, die zusätzlichen Einnahmen trügen zu einer größeren Unabhängigkeit von der Haushaltslage bei. Die Regierung peilt an, die Gesetze im Bundestag binnen vier Wochen bis zum 26. März zu verabschieden. Der Bundesrat muss den Plänen zufolge nicht zustimmen.

Eingeführt werden soll die Maut auf Autobahnen und Bundesstraßen. Inländischen Autobesitzern soll sie durch eine geringere Kfz-Steuer ausgeglichen werden. Strittig ist, ob dies mit EU-Recht vereinbar ist, nach dem Ausländer nicht benachteiligt werden dürfen.

Die Opposition forderte einen Stopp der Pläne. "Maut und Minister gehören schnellstens aus dem Verkehr gezogen", sagte Herbert Behrens (Linke). Er sprach mit Blick auf die islamkritische Bewegung von einer "Pegida-Maut", da wegen der Stoßrichtung auf Fahrer aus dem Ausland Ressentiments mitspielten. Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer warnte, die Maut bringe keine relevanten Einnahmen, habe keine ökologische Lenkungswirkung und sei ein Bürokratiemonster. Sie gehöre "auf den Müllhaufen blödsinniger CSU-Projekte".

Die Prognose des Ministeriums für die Maut-Einnahmen gerät weiter in die Kritik. Der Verkehrswissenschaftler Alexander Eisenkopf stellte mehrere Schätzungen etwa zur Fahrtenhäufigkeit von Geschäftsreisenden und im Grenzverkehr infrage. Insgesamt erschienen die Ergebnisse "wenig plausibel" und Annahmen "ergebnisorientiert gesetzt", heißt es in einer Stellungnahme, die der Autofahrerclub ACE veröffentlichte. (anw)