Weitere Cyber-Angriffe auf Online-Auftritte belgischer Zeitungen

Erst eine heftige Cyber-Attacke am Sonntagabend, dann ein neuer Angriff nur einen Tag später: Die Online-Seite der belgischen Tageszeitung Le Soir ist schon wieder Opfer von Hackern geworden. Auch bei anderen belgischen Medien kommt es zu Ausfällen.

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Hacker

(Bild: dpa, Nicolas Armer/Symbolbild)

Lesezeit: 3 Min.
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  • dpa
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Nur einen Tag nach einem schweren Hackerangriff ist die Internetseite der belgischen Tageszeitung Le Soir erneut Opfer einer Cyber-Attacke geworden. Gegen 19:00 Uhr am Montagabend sei die Seite "als Vorsichtsmaßnahme" fünf bis sechs Minuten vom Netz genommen worden, sagte der Chef der Zeitung, Didier Hamann, der belgischen Nachrichtenagentur Belga.

Der Angriff habe aber nicht die Ausmaße der massiven Attacke vom Sonntagabend auf die belgische Mediengruppe Rossel gehabt. Ein Eindringen in das System sei nicht festgestellt worden, so Hamann. Es habe eine außergewöhnlich hohe Anzahl Anfragen an die Seite gegeben, zudem habe sich der Vorfall "erneut in der Zeit des Redaktionsschlusses" ereignet.

Auch die Online-Auftritte der Zeitungen La Libre Belgique und La Dernière Heure des Verlags S.A. IPM waren am Montagabend gestört. Ralph Vankrinkelveldt, Chefredakteur von La Dernière Heure, ging laut Belga erst von einer internen Panne aus, sprach später aber von einem Angriff. "Das ist exakt die gleiche Art Attacke wie jene, die Rossel erlitten hat", erklärte Vankrinkelveldt.

Am Sonntagabend wurde der Internetauftritt von Le Soir und mehrerer Regionalblätter für mehr als sechs Stunden abgeschaltet. Nur so habe man ausschließen können, dass Hacker dort Nachrichten platzierten, sagte der IT-Chef des Verlags, Pascal Van der Biest.

Über den Hintergrund der Angriffe gab es zunächst keine Informationen. Die Redaktion von Le Soir machte nach der Attacke vom Sonntag allerdings klar, dass nichts auf eine Verbindung zum Cyberangriff auf TV5 Monde hindeute.

Im Namen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatten Hacker in der vergangenen Woche die IT-Systeme des französischen Senders gekapert und die Ausstrahlung der Fernsehprogramme stundenlang blockiert. Während des Angriffs platzierten sie Propaganda der Terrorgruppe auf den Webseiten und Social-Media-Angeboten des Senders.

Über den Kurznachrichtendienst Twitter erweckte ein Hacker mit dem Pseudonym DzFalcko den Eindruck, hinter dem Angriff vom Wochenende zu stehen. Nach Angaben des Verlags war es zunächst allerdings nicht möglich, dies zu verifizieren.

Nach Angaben des IT-Chefs von Rossel, Van der Biest, war der Angriff am Sonntag professionell geplant. "Handelt es sich um eine isolierte Attacke oder einen Angriff von Terroristen? Das ist schwer zu sagen", kommentierte er. Das Unternehmen erstattete am Montag Anzeige gegen unbekannt und erhöhte seine Sicherheitsvorkehrungen.

Le-Soir-Chef Hamann wies darauf hin, dass die Website seines Blattes regelmäßig angegriffen werde. Diesmal habe die Firewall nicht wie üblich funktioniert. "Wir versuchen, den Ursprung der Attacke festzustellen", sagte Hamann gegenüber Belga. Die gedruckten Zeitungen des Verlags konnten am Montag planmäßig erscheinen.

Zuletzt hatte es im Verlag am 11. Januar Terroralarm gegeben. Damals waren nach einer telefonischen Bombendrohung Redaktionsbüros von La Capitale und Le Soir in Brüssel geräumt worden. Als Anrufer wurde später ein Mitglied der linksextremen Szene identifiziert. Eine Bombe wurde nicht gefunden. (des)