Lidar Format War: Geo-Softwarehaus Esri vs. Geo-Community

Das offene Dateiformat LAS für die Punktwolken aus Lidar-Scans steht unter Druck durch das proprietäre "optimized LAS" des Marktführers Esri. Dieser lässt sich halbherzig auf die Community-Wünsche nach einem offenen Dateistandard ein.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Das Softwarehau Esri propagiert für den Gebrauch mit seinen Programmpaketen das hauseigene Dateiformat zLAS, vornehmlich auch als "optimized LAS" tituliert. Wie berichtet sieht die Open-Source-Community darin den Versuch, das offene, etablierte Format LAS mit nicht offenen Erweiterungen vom Markt zu drängen. Die Urheber eines offenen Briefs fordern Esri zur Mitarbeit an einem offenen Standard auf. Das seit dem Jahr 2003 kontinuierlich weiter entwickelte Format LAS dient als Standard, um die Rohdaten aus Laserscans (Lidar) zur Land- und Gebäudevermessung anwendungsübergreifend auszutauschen.

Das Softwarehaus führt gegenüber LAS vor allem zwei Vorteile ins Feld: Zum einen umfasst zLAS die verlustfreie Kompression der gespeicherten Inhalte auf ein Fünftel des Platzbedarfs, fördert damit den Datenaustausch übers Internet und ermöglicht nebenbei ein Hashing, um Dateien auf Unversehrtheit zu überprüfen. Zum anderen speichert es die Daten zusammen mit statistischen Beschreibungen und Indizes, sodass man beim wahlfreien Zugriff auf ein zLAS-Dokument nicht solange den Inhalt abklappern muss, bis man auf den gesuchten Datensatz stößt.

Beide Verbesserungen sind offenbar auch mit LAS und quelloffener Software erzielbar, aber nicht als formaler Standard etabliert. Für die Beschleunigung wahlfreier Zugriffe gibt es den Open-Source-Aktivisten zufolge erste Versuche die Datensätze einer LAS-Datei in vorhersehbarer Reihenfolge zu sortieren. Damit könnte man bestimmte Bereiche einfacher anhand von Offsets und/oder Lesezeichen ansteuern. Für die Kompression besteht sogar schon ein fertiges Produkt, nämlich die quelloffene Bibliothek LASzip des Entwicklers Rapidlasso. Kein Wunder dass dessen Gründer und weitere Protagonisten zu den ersten Zeichnern des erwähnten offenen Briefs zählen.

Esri erklärte auf Anfrage von heise online sehr bereitwillig,es sei nicht umsonst tragendes Mitglied der American Society of Photogrammetry and Remote Sensing (ASPRS), welche im Jahr 1998 das Formal LAS aus der Taufe gehoben und seitdem dessen Weiterentwicklung begleitet hat. Man freue sich darauf, LAS innerhalb der ASPRS zusammen mit dem Open Geospatial Consortium, in dem Esri gar zu den wenigen "Principal Members" gehört, zum offenen Standard zu entwickeln.

Zwar macht das Unternehmen kein Hehl daraus, dass es einen Marktvorteil für seine eigenen ArcGIS-Programmpakete darin sieht, wenn man von dort aus ohne Zwischenschritt zLAS-Dateien lesen und schreiben kann. Doch ganz mag es sich wohl doch nicht von den Nutzern anderer Software abschotten: Es offeriert sowohl ein Windows-Programm namens LAS Optimizer, mit dem sich LAS- und zLAS-Dateien ineinander umwandeln lassen, als auch die C++-Bibliothek zLAS I/O für denselben Zweck. Die Bibliothek stehe unter der Apache-2-Lizenz, erklärte uns das Softwarehaus. Damit schien es so, als könnte man allen Streit um die Offenlegung des Formats als pures Schattenboxen abtun – schließlich könnte man aus dem Quelltext dieser Library alle maßgeblichen Formateigenschaften legal rekonstruieren.

Auch wenn er seinen Job augenzwinkernd als Befreieung tituliert, baut der LASliberator notgedrungen auf die geschlossene Esri-Bibliothek..

(Bild: Rapidlasso)

Doch es hat schon seinen Grund, wenn die Kontroverse in der Blogosphäre inzwischen trotzdem als "Lidar Format War" Wellen schlägt: Was Esri nämlich tatsächlich quelloffen ins Web gestellt hat, ist mitnichten die besagte Library zur Datei-Umwandlungen, sondern lediglich Header-Dateien, mit denen Entwickler ihre Anwendungen zum Aufruf der ansonsten proprietären Esri-Funktionen befähigen können. Eigene Anwendungen um diese Funktionen zu bereichern, ist mit dem bloßen Wissen aus den Header-Dateien nicht möglich.

Auftritt Rapidlasso: Um den Graben zwischen LAS/LASzip einerseits und zLAS andererseits ein wenig zuzuschütten, haben die Entwickler der LASzip-Bibliothek den Quelltext eines weiteren Programms mit dem Namen LASliberator veröffentlicht. Dieses kann unter Verwendung der Esri-Bibliothek zLAS-Dateien öffnen und ins unkomprimierte LAS-Format oder mittels LASzip ins Format LAZ umwandeln. Das Werkzeug lst als DOS-Programm für die Kommandozeile geschrieben und lässt sich unkompliziert von zahlreichen Plattformen aus nutzen. (hps)