IT-Ausfall im Jobcenter: Auch die Software war schuld

Die defekte Netzwerkkomponente war offenbar nicht alleine für die IT-Probleme bei der Bundesagentur für Arbeit vor einer Woche verantwortlich. Am Dienstag führte ein fehlgeschlagenes Software-Update zu Ausfällen.

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IT-Ausfall im Jobcenter: Auch die Software war schuld

(Bild: BA)

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Die massiven IT-Probleme bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) in der vergangenen Woche waren nicht nur auf eine defekte Netzwerkkomponente zurückzuführen. Die BA hatte den bundesweiten Ausfall der Systeme damit erklärt und einen Zusammenhang mit einem größeren Software-Update am Wochenende davor ausgeschlossen. Doch die am Dienstag nach dem Austausch der Netzkomponente auftretenden Anmeldeprobleme bei zentralen Diensten sind nach Informationen von heise online auf das Softwareupdate zurückzuführen.

"Die am 21. April 2015 aufgetretenen Anmeldeprobleme bei verschiedenen IT-Anwendungen standen in keinem Zusammenhang mit den Netzproblemen vom Vortag, sondern wurden durch die am Wochenende eingespielten neuen Programmversionen verursacht", heißt es in einer internen Stellungnahme des "Generalbevollmachtigten Informationstechnologie und Prozessmanagement" der BA, die heise online vorliegt.

Am vergangenen Montag waren in den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern bundesweit der Datenzugriff ausgefallen. Mitarbeiter mussten zum Teil nach Hause geschickt werden. Auch die Website der BA war nicht zu erreichen. Ursache war laut BA eine ausgefallene Netzwerkkomponente. Zur Diagnose hätten "die einzelnen Netzsegmente schrittweise abgeschaltet" werden müssen, heißt es in dem internen Papier.

Doch auch als das Netz wieder lief, könnten die Mitarbeiter am Dienstag zunächst nicht auf zentrale Dienste zugreifen. Die "Versorgung der dezentralen PCs mit den neuen Programmversionen" am Wochenende "nur zu einem geringen Teil erfolgreich verlaufen", heißt es in der Erklärung des Generalbevollmachtigten. Die Probleme seien "im Laufe des Tages" dann behoben worden, indem die Anwender das Update jeweils selbständig geladen haben. Ein BA-Sprecher bestätigte das gegenüber heise online und erklärte, nur "bei circa 10 Prozent der Arbeitsplatz-PCs musste eine Nachversorgung vorgenommen werden".

BA-Mitarbeiter und Kunden berichten, dass es nach den üblicherweise am Wochenende eingespielten Updates regelmäßig zu Störungen kommt, wenn auch nicht so schweren wie in der vergangenen Woche. "Bei einer hochkomplexen IT-Landschaft auf die bis zu 100.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichzeitig zugreifen können, kann nicht ausgeschlossen werden, dass trotz aller Qualitätssicherungsmaßnahmen unvorhergesehene Probleme auftreten", erklärte der Sprecher dazu. "Selbstverständlich werden die neuen Versionen der IT-Verfahren vor der Flächeneinführung ausführlich getestet."

Betroffen ist dabei auch das neue System "Allegro", auf das die BA seit August 2014 nach und nach alle Hartz-IV-Fälle umstellt. Allegro ist eine Eigenentwicklung der BA, die das von T-Systems entwickelte und betreute "A2LL" ablösen soll. Von Allegro verspricht sich die BA eine "stabile Performance, deutliche Reduzierung der Kosten für Betrieb, Instandhaltung und Weiterentwicklung gegenüber A2LL" und die nötige Flexibilität, "zeitnah" auf Gesetzesänderungen reagieren zu können.

Bis zur kompletten Umstellung der Fallbearbeitung auf das neue System, die Ende Juni abgeschlossen sein soll, läuft A2LL parallel weiter. Danach stehe A2LL nur noch eingeschränkt zur Verfügung. A2LL hat eine lange Geschichte, die mit der verspäteten Einführung im Jahr 2004 beginnt. Die Anfangs noch an der Entwicklung beteiligte Prosoz GmbH ist dabei fast unter die Räder gekommen. (vbr)