Telekom-Konkurrenten: Bitstrom-Zugang kein Ersatz für Zugang zur letzten Meile

Die Telekom-Mitbewerber kritisieren den neuerlichen Regulierungsvorschlag für den Bitstrom-Zugang zum Netz der Telekom. Sie sehen Nachholbedarf beim Layer-2-Zugang, der den Zugriff der Wettbewerber auf die "letzten Meile" außerdem nicht ersetzen könne.

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Breitband-Internetversorgung

(Bild: dpa, Jens Büttner)

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Von
  • Reiko Kaps

Der vergangenen Donnerstag veröffentlichte Regulierungsentwurf der Bundesnetzagentur zum Bitstromzugang ins Telekom-Netz stößt bei den Telekom-Konkurrenten auf Kritik. "Der Layer-2-Zugang stellt sicher ein sinnvolles Angebot für bestimmte Marktteilnehmer dar. Er kann und darf den direkten Zugang zur Teilnehmeranschlussleitung (TAL) aber nicht ersetzen", kommentierte etwa Breko-Geschäftsführer Stephan Albers die Vorlage.

Der VATM-Präsident Martin Witt lobt die Arbeit der Behörde zwar, mahnt aber Nachbesserungen an: "Die Bundesnetzagentur hat sich mit diesem Entwurf viel Mühe gegeben und einige Änderungen vorgenommen. Dieser Konsultationsentwurf ist nicht als Vorentscheidung zur Regulierung der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) zu sehen, aber sie berücksichtigt den wachsenden Bedarf an Bitstrom. Daher hält die Behörde die Vorabgenehmigung wie heute beim TAL für erforderlich. In diesem Zusammenhang wird es entscheidend darauf ankommen, wie das Bitstrom-Layer 2-Produkt ausgestaltet wird, da das heutige Produkt große Defizite aufweist.“

Ähnlich wie der VATM begrüßt auch der Breko die Vorabgenehmigung der Entgelte für den Layer-2-Bitstrom-Zugang. Der Netzbetreiber-Verband teilt hingegen nicht die Meinung der Bundesnetzagentur, dass der Layer-2-Bitstromzugang "während der nächsten Jahre in erheblichem Maße die entbündelte Teilnehmeranschlussleitung ("letzte Meile") als Vorleistungsprodukt für die Bereitstellung von Breitbandanschlüssen ablösen" werde. So sieht Breko "auch weiterhin keine gleichwertige Alternative zum physikalischen Zugang zur Teilnehmeranschlussleitung (TAL) als Basis für einen möglichst raschen, flächendeckenden Glasfaserausbau in Deutschland".

Wie Breko-Sprecher Marc Kessler gegenüber heise Netze erklärte, können die Telekom-Konkurrenten nur beim direkten Zugang zur Teilnehmeranschlussleitung eigene Technik einsetzen und so Produktqualität und Dienste selbst bestimmen. Stünde hingegen ausschließlich ein einheitliches Layer-2-Zugangsprodukt auf Bitstrom-Basis zur Verfügung, wären diese Möglichkeiten versperrt und der Wettbewerb massiv eingeschränkt. Außerdem würde das die Investitionen von Telekom-Wettbewerbern für Glasfaserleitungen und aktive Technik auf der Strecke bis zum Hauptverteiler sowie vom Hauptverteiler bis zum Kabelverzweiger entwerten: Der Layer-2-Zugang wird ausschließlich an den knapp 900 Zugangspunkten bereitgestellt, für die zudem eigene (Glasfaser-) Infrastruktur errichtet werden müsste.

Die Bundesnetzagentur will die Telekom grundsätzlich ab 2016 verpflichten, ihren Wettbewerbern einen Bitstrom-Zugang zu Zugangsnetzen (Layer 2) und im Kernnetz (Layer 3) zu ermöglichen. Da die Regulierungsbehörde erwartet, dass Layer-2-Bitstrom angesichts der zunehmenden Verbreitung von Vectoring an Bedeutung gewinnt, will sie hier auch die Preise vorab genehmigen. Beim Layer-3-Zugang hat die Behörde hingegen nur ein Auge auf die Preisgestaltung der Telekom. Ausnahmen sollen etwa in 15 Großstädten gelten: In Bochum, Bottrop, Bremerhaven, Gelsenkirchen, Herne, Karlsruhe, Kiel, Köln, Leipzig, Leverkusen, Mannheim, Osnabrück, Pforzheim, Recklinghausen und Reutlingen herrscht nach Ansicht der Behörde ausreichend Wettbewerb. Hier muss die Telekom keinen regulierten Zugang zum Layer-3-Bitstrom anbieten, wenn es einen regulierten Layer-2-Zugang gibt. Wünscht ein Wettbewerber trotzdem einen Layer-3-Zugang, muss er ihn nach dem Willen der Bundesnetzagentur frei mit der Telekom verhandeln. (rek)