Geliebter Wachmacher

Es gibt Leute, die behaupten, dass Kaffee sĂĽchtig macht. MĂĽssen wir den Umgang mit dem beliebten Wachmacher ĂĽberdenken?

vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Es gibt Leute, die behaupten, dass Kaffee sĂĽchtig macht. MĂĽssen wir den Umgang mit dem beliebten Wachmacher ĂĽberdenken?

Immer mehr Menschen tun das offenbar. "Soll ich Kaffee mitbringen?". Zwei Kollegen schütteln den Kopf. Seit Wochen verweigern sie das mittägliche Ritual. Um die eigene Abhängigkeit vom Koffein zu bekämpfen, haben sie sich strenge Abstinenz verordnet.

Ich würde niemals auf solch eine Idee kommen. Schon gar nicht, seitdem ich eine neue Kaffeemaschine besitze. Die zeigt nämlich an, welcher Druck im Siebträger aufgebaut wird. Was wiederum ein indirektes Maß dafür ist, wie schnell der Kaffee durchrauscht – je schneller, desto dünner ist die morgendliche Infusion. Laut Anleitung sind acht bar ideal, aber um das hinzukriegen, muss man schon ganz schön sorgfältig arbeiten: Tasse vorwärmen, Kaffee mahlen, Kaffeemehl in das Sieb, andrücken, glatt streichen, Siebträger grade einhängen, nicht verkanten …

Aber ich schweife ab. Die Frage, die mich seit den mittäglichen Diskussionen umtreibt, ist nämlich: Macht Koffein wirklich süchtig? Und wenn ja, ist das gefährlich? Murray Carpenter berichtet in diesem Artikel von erschreckenden Beispielen: Teenager, zum Beispiel, die nach einer Dose Energy-Drink schwere Herzprobleme bekommen haben.

Klar, zuviel ist immer schlecht. Aber sind drei Tassen viel? Nun, das kommt offenbar drauf an, habe ich gelernt: Der schottische Wissenschaftler Thomas Crozier hat 2011 Kaffee aus 20 verschiedenen Cafés in Glasgow analysiert. Bemerkenswert war vor allem die Streubreite der Messergebnisse: In einem der Tässchen mit Espresso fanden sich satte 322 Milligramm Koffein. Normalerweise hat Espresso so um die 70.

Nach einer Stunde Webrecherche bin ich immer noch nicht schlauer: Laut Wikipedia gibt es tatsächlich eine Koffein-Abhängigkeit - andere Quellen stellen das eher in Frage. Nahezu alle wissenschaftlichen Quellen verweisen auf die Notwendigkeit weiterer Forschung. Wäre das Wortspiel nicht so albern, könnte man fast von einem Weckruf sprechen. Aber die erforderliche Forschung findet offenbar nicht wirklich statt. Vielleicht ist das Problem doch nicht so dringend? (wst)