Business-to-Machine - das Internet, die Maschine und das Kapital

Die virtuelle GrĂĽnder-Community "Beyond the Web" ist ein Experiment im Bereich "Open Entrepreneurship".

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Wagniskapitalgeber haben ein Problem in der neu-alten Ökonomie: Da haben sie während der großen Börseneuphorie bis vor einem Jahr große Fonds aufgelegt – und wissen jetzt nicht, wohin mit der Kohle. Dem x-ten Online-Buchversender können sie ihre Millionen ebenso wenig in den Rachen schieben wie dem hundertsten Web-Marktplatz für Büromaterialien. Fast alles, was nach E-Handel im Bereich B2C (Business-to-Consumer) oder B2B (Business-to-Business) riecht, ist für die Venture-Kapitalisten tabu.

Doch die Branche ist – zwangsweise – findig: "B2M" ist das nächste große Ding, von dem Yves Sisteron, Gründungspartner des in Los Angeles beheimateten Risikokapitalgebers Global Retail Partners (GRP) schwärmt. Dahinter verstecken sich seiner Meinung nach unendliche Geschäftsmodelle im Bereich Business-to-Machine. Wer dabei an den von Software-Agenten gesteuerten Kommerz denkt oder an vernetzte Rechner, die nur noch mit ihresgleichen kommunizieren, ist auf der falschen Fährte. Sisteron träumt vielmehr zunächst vom "Return" zu handfesten alten Technologien, von Verknüpfungen des Internets mit Fabrikationsmaschinen, Logistikprozessen, medizinischen Systemen und der konventionellen Unterhaltungselektronik.

Doch da B2M momentan erst mal nicht viel mehr ist als eine fixe Idee, hat das Münchner Büro von GRP am Freitag zusammen mit Partnern wie dem Managementberater AT Kearney, der Deutschen Bank, der kalifornischen Gründungswerkstatt Garage.com, dem Manager Magazin sowie dem zu Pixelpark gehörenden Investmenthaus Venturepark ein der Hypegenerierung dienendes Webforum gegründet, das just "über das Web hinaus" (Beyond the Web) weisen soll. Dort dürfen Ingenieure, Informatiker und Experten aus der "Beliebig-zu-Ergänzen"-Economy Ideen ausbrüten – und hoffentlich förderungswürdige Startups ins Leben rufen. "Mitdenken, mitreden, mitgründen", lautet das anheimelnde Motto der vom Manager Magazin unter zahlreichen Werbebannern gehosteten Site.

Der Clou der virtuellen Gründer-Community: Auch wer letztlich gar nicht gründet, aber mit einer Idee zum Aufbau eines Startups Nahrung gibt, soll mit fünf Prozent Anteilen an der entstehenden Firma entlohnt werden. Zumindest plant GRP, mit gutem Beispiel vorauszugehen. "Falls wir investieren, geben wir an den Anstifter garantiert die fünf Prozent ab", versichert Sisteron. Natürlich könne man nicht alle sich in dem Webforum tummelnden Investoren dazu verpflichten. Sisteron hofft aber, dass sich die selbst aufgestellte Maßregel allgemein durchsetzt.

"Das ist ein Experiment im Bereich Open Entrepreneurship", hat der Geldgeber gleich noch ein Buzzword parat. So wie Programmierer bei der Entwicklung von Open-Source-Software die Quelltexte offen legen, sollten die vielleicht gar nicht unbedingt an einer Firmengründung interessierten Fachleute ihre Ideen offenbaren und gemeinsam mit den anderen Teilnehmern formen – und dafür aber eben nicht leer ausgehen. (Stefan Krempl) / (jk)