Fairphone 2: Android-Smartphone in Modulbauweise

Das nächste Fairphone soll besonders langlebig werden: Es hat eine bessere Ausstattung als der Vorgänger, das Display lässt sich ohne Werkzeug tauschen. Das innovative Design hat aber seinen Preis.

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Fairphone 2: Android-Smartphone in Modulbauweise

(Bild: Fairphone)

Lesezeit: 4 Min.

War das erste Fairphone technisch gesehen nichts Besonderes, überrascht hingegen das nun vorgestellte Fairphone 2 mit leicht austauschbaren Komponenten und einer gehobenen Ausstattung inklusive Full-HD-Display, LTE und schneller CPU (Snapdragon 801). Diese Faktoren sollen zu einer langen Nutzungsdauer beitragen, sagt Fairphone. Dafür muss der Kunde aber auch überdurchschnittlich viel zahlen: 525 Euro kostet das Gerät. Ausgeliefert werden soll es im Herbst.

Innovativ ist vor allem die leichte Reparierbarkeit: Das Display lässt sich in weniger als einer Minute ohne Werkzeug tauschen, wie Fairphone an einem Prototypen demonstrierte. Für den Austausch der Kamera muss man nur drei Schrauben lösen. Der USB-Port steckt ebenfalls in einem leicht wechselbaren Modul.

Das Fairphone 2, zerlegt in seine Module.

(Bild: Fairphone)

Fairphone ermuntert seine Kunden, das Handy selbst zu reparieren und will Ersatzteile anbieten. Anders als bei anderen Herstellern soll der Garantie-Anspruch bestehen bleiben, wenn man an dem Gerät herumschraubt.

Das modulare Design soll nicht nur Reparaturen erleichtern, sondern auch Hardware-Upgrades ermöglichen. Zum Beispiel sei in Zukunft ein Austausch des Kamera-Moduls durch ein Modell mit höherer Auflösung denkbar, sagt Fairphone. Langfristig werde man auch versuchen, mit externen Modulentwicklern zusammenzuarbeiten. So weit wie Googles Project Ara geht Fairphone jedoch nicht: Ara besteht aus mehr Modulen, die sich noch schneller und sogar im laufenden Betrieb tauschen lassen.

Fairphone-Gründer Bas van Abel (links) und Technikchef Olivier Hebert zeigen das Display und die Haupteinheit ihres Prototypen.

Das Fairphone 2 hat wie das Jollaphone auf der Rückseite eine Schnittstelle, über die sich Funktionen nachrüsten lassen ("Extension Port"). Fairphone hat bislang keine Erweiterungen angekündigt, will die Spezifikationen der Schnittstelle aber offenlegen, damit jedermann Extras entwickeln kann. Denkbar sei zum Beispiel eine Hülle mit NFC-Chip.

Wie beim Vorgänger legt das Start-up Wert auf überdurchschnittlich gute Arbeitsbedingungen in der Produktion. Es hat deshalb eine Agentur die Bedingungen beim Auftragsfertiger Hi-p analysieren lassen und will Verbesserungen durchsetzen. Außerdem zahlt Fairphone wieder in einen Fonds ein, über dessen Verwendung die Hi-p-Angestellten demokratisch bestimmen sollen. Hi-p soll ebenfalls in den Fonds einzahlen. Die Summen stehen noch nicht fest.

Das Zinn der Lötpaste und das Tantal in den Kondensatoren kommen erneut aus Minen im Kongo, die als konfliktfrei zertifiziert sind. Dabei nutzt Fairphone bestehende Lieferketten, die von anderen Unternehmen aufgebaut wurden. Fairphone will in Zukunft auch konfliktfreies Wolfram und Fairtrade-Gold verwenden. Diese Rohstoffe sind lieferbar, doch bislang ist es dem Start-up nicht gelungen, sie bei seinen Zulieferern zu platzieren.

Das komplette Datenblatt will Fairphone im Sommer veröffentlichen, wenn Interessenten das Handy vorbestellen können. Zurzeit sind nur die wichtigsten Komponenten bekannt (siehe Tabelle). Außerdem liefert Fairphone eine Hülle mit, die auf der Vorderseite leicht über das Gorilla-Glas-Display hinausragt und dieses bei Stürzen schützen soll.

Fairphone 2: technische Daten
Betriebssystem
Android 5.1
Display 5 Zoll, 1920 x 1080 Pixel
SoC / RAM Qualcomm Snapdragon 801 / 2 GByte
Flash-Speicher
32 GByte
Kamera 8 Megapixel
Mobilfunk und Netzwerk LTE/HSPA, WLAN (802.11 b/g/n/ac), Bluetooth 4.0, GPS
Akku 2420 mAh (wechselbar)
sonstige Ausstattung microSD-Slot, Dual-SIM
Preis 525 Euro

Fairphone will das Handy für andere Betriebssysteme öffnen: Man verhandle bereits über Partnerschaften, sagt Technikchef Olivier Hebert, verrät aber noch keine Details. Die Google-Apps sollen vorinstalliert sein, Fairphone will aber auch eine Android-Version ohne diese Apps zum Download bereitstellen.

Das erste Fairphone wurde in zwei Chargen produziert und insgesamt 60.000 Mal verkauft, für rund 320 Euro pro Stück. Das Fairphone 2 soll hingegen kontinuierlich vom Band laufen. Fairphone strebt eine Stückzahl von 150.000 pro Jahr an – ein ehrgeiziges Ziel angesichts des Preises von 525 Euro, zumal es zunächst nur in Europa und nur direkt bei Fairphone erhältlich sein wird. Frühestens 2016 könnte auch der Verkauf bei Mobilfunkprovidern sowie in den USA beginnen.

An English version of this article can be found here:

(cwo)