CyberRadioTV beantragt Insolvenzverfahren

Beim dem deutschen Internet-Fernseh-Unternehmen scheint die Luft raus zu sein.

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Von
  • Maria Benning

Beim deutschen Internet-Fernseh-Unternehmen CyberRadio scheint die Luft raus zu sein. Nachdem das Unternehmen seine rund 80 freien und festen Mitarbeiter schon seit Monaten nur unregelmäßig oder gar nicht mehr bezahlen konnte, hat der Vorstand der CyberRadio AG am Freitag das Insolvenzverfahren beantragt. Die geplante Übernahme durch eine Telekommunikationsfirma ist mit diesem Schritt fraglich geworden.

Erst Mitte 1998 war das Unternehmen zunächst als CyberRadio in Hamburg gegründet worden. Mitte 1999 dehnte die Firma ihre Ambitionen in Richtung Internet-TV aus. Sie bezog ihren Sitz in Hamburg unmittelbar neben den Studios von ZDF und RTL, nannte sich fortan "CyberRadioTV" und warb damit, als "erster Nahsender der Welt" die Zeit des Fernsehens zu beenden. Geplant war ein 19stündiges Live-Unterhaltungsprogramm über das Internet. Derzeit werden jedoch vielfach vorproduzierte Beiträge abgespielt. Langfristig sollte in jedem größeren Land der Welt eine CyberRadio-Filiale eröffnet werden. Die amerikanische Dependance CyberRadio.com musste jedoch bereits kurz nach ihrer Gründung den Sendebetrieb aus Geldmangel und aufgrund von Lizenzproblemen wieder einstellen.

Obwohl die deutsche Sendestation von CyberRadio im Rahmen des Streaming-Media-Programmes der Telecom seit Mitte 1999 kostenlos Server fĂĽr den Internet-TV-Betrieb zur VerfĂĽgung gestellt bekam, blieb die Finanzierung des Unternehmens darĂĽber hinaus brĂĽchig. Das Interesse an Internet-TV-Werbespots und Bannern hielt sich in Grenzen, und die Einnahmen reichten bei weitem nicht aus, die Fixkosten zu decken.

Das Insolvenzverfahren sei "rein vorsorglich" eingeleitet worden, teilte der Vorstandsvorsitzende der CyberRadio AG Olaf Kriewald in einem Fax mit. "Der Sendebetrieb geht in vollem Umfang weiter." Die drohende Pleite des deutschen Internet-TV-Betriebs ist indes nicht singulär. Auch der US-Internet-TV-Sender Pseudo.com hat inzwischen seinen Sendebetrieb aufgegeben. User dieses Dienstes hatten sich unwillig gezeigt, Plugins herunterzuladen und über schlechte Netzanbindung und mangelnde Bildqualität geklagt. Insgesamt scheint der Versuch verschiedener Start-Ups, sich neben den großen Fernsehgesellschaften auf dem Markt zu etablieren, immer weniger erfolgversprechend. Mit Pseudo.com muss in diesem Jahr bereits der zweite Internet-TV-Sender aufgeben. Auch die Firma DEN hatte im Juni aus finanziellen Gründen die Segel gestrichen. (mbb)