Konkurrenz belebt das Geschäft
Microsoft mischt mit seinen Virenschutz-Produkten den Markt ordentlich auf. Der Anwender könnte davon langfristig profitieren.
- Daniel Bachfeld
Mit seinen Aktivitäten im Security-Bereich hat es Microsoft derzeit wirklich nicht leicht. Je näher der Termin der Markteinführung von OneCare-Live rückte, desto mehr Gift und Galle versprühten die alteingesessenen Hersteller von Sicherheitsprodukten und Anteilshaber des Milliarden-schweren Marktes. Sprach man anfangs den Redmondern pauschal jegliche Kompetenz bei IT-Sicherheit ab, empörte man sich anschließend über die Preismodelle für OneCare und Antigen. "Räuberische Preispolitik" warf der Chef des Herstellers Sunbelt dem Softwarekonzern vor. Microsoft verderbe mit seinen Dumping-Preisen die Margen. Mittlerweile nehmen sich die Hersteller sogar die Produkte selbst zur Brust und wettern etwa über die "so gut wie unbrauchbare neue Firewall" - man stelle sich mal vor, Microsoft würde derart über die Produkte von Symantec oder McAfee herziehen.
Der Anwender kann über solch Gejammer nur staunen und fragt sich, warum er bislang eigentlich für den Virenschutz seines PCs während des gesamten Lebenszyklus mehr Geld ausgibt als für das Betriebssystem - ohne dass sich diese Investition produktiv nutzen ließe. Seinem Wunsch, Windows endlich sicherer zum machen, darf Microsoft nicht so ohne weiteres nachkommen, denn dann steigen ihm die Wettbewerbshüter aufs Dach. Schließlich wäre ein integrierter Virenscanner ja wettbewerbsverzerrend und könnte den Markt trocken legen, jammern die Hersteller. So leben sie von den Fehlern Microsofts wie die Made im Speck, aber schaffen es trotzdem nicht zuverlässig, die Systeme zu schützen.
Ob nun kostenpflichtig oder nicht: Es besteht nur wenig Gefahr, dass die Redmonder wieder mal einen ganzen Markt plattmachen, wie bei Browsern oder Office-Produkten. Denn gerade bei Sicherheitsprodukten vergleicht der Kunde sorgfältiger als bei anderen Anwendungen. Somit zwingt Microsoft die Hersteller höchstens, in die Puschen zu kommen und neue Ideen zu entwickeln und zu implementieren, um sich vom Mitbewerb abzuheben. Klar werden einige Hersteller hinten runterfallen, aber das würde über kurz oder lang ohnehin passieren. Ähnlich sportlich sieht das auch etwa Eugene Kaspersky, der künftig eine höhere Qualität von Lösungen für Computersicherheit erwartet. Innovative Schutzansätze wie Behavioral Blocking werden erst jetzt von vielen Herstellern nach und nach in die Produkte implementiert, weil die Jahrzehnte alte signaturbasierte Virenerkennung allein nicht mehr zieht und der Softwareriese drohend am Horizont erscheint. So gesehen könnte der Einstieg Microsofts in den Virenschutzmarkt zumindest für den Anwender seine guten Seiten haben: Bessere Produkte zu glaubwürdigeren Preisen.