Funkverschmutzung

Wer heute in einer GroĂźstadt lebt, kann sicher sein, dass an seinem Standort gleich mehrere Drahtlos-Netze wild durcheinander sein. Da hilft nur noch das Ausweichen auf weniger benutzte Frequenzen.

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Neulich wollte ich wissen, wie viele Wireless LAN-Basisstationen ich von meinem Balkon in Berlins Mitte aus potenziell verwenden könnte. Bei einem knappen Dutzend habe ich aufgehört zu zählen. Selbst im Inneren der Wohnung sind es immer noch zwischen 5 und 8. Ähnliches berichten mir Freunde aus anderen Stadtteilen: Überall in den großen Mietshäusern wird wild durcheinander gefunkt, sind die Fritzboxen, T-Com-Kästchen, O2DSLs und ALICE-WLANs der Nachbarschaft prima zu sehen und/oder zu empfangen.

Immerhin: Der Anteil an unverschlüsselten "Freifunkern" sinkt inzwischen deutlich, das Gefahrenpotenzial offener Netze scheint immer mehr Usern bewusst zu werden - und sei es nur deshalb, weil die Konfigurationsroutinen aktueller Geräte inzwischen simpler gestaltet wurden. Problematischer wird inzwischen ein anderes Thema: Die vielfältige Senderei auf den wenigen freien Frequenzen, die WLAN zur Verfügung stehen (und die auch noch mit DECT, Bluetooth und anderen Standards ohne Lizenzzwang geteilt werden müssen), führt zu Bandbreitenproblemen. Bei mir sieht es inzwischen so aus, dass ich, sollte ich einmal eine größere Datei zwischen zwei Maschinen meines kleinen Rechnerparks zu übertragen haben, wirklich lieber zum Kabel greife. Auch das Surferlebnis wird hier und da von Geschwindigkeitseinbrüchen getrübt.

Zwar lassen sich auch bei WLAN unterschiedliche Kanäle einstellen und gerichtete Antennen verwenden. Doch das macht in der Praxis eher wenig Sinn wie Freude. Doch die IT-Branche wäre nicht die IT-Branche, würde ihr für dieses Problem nicht eine Lösung einfallen. Allerdings wirkt die eher nach Holzhammer als nach Feinjustierung: Anstatt mit neuen Modulationsverfahren bestehende Bandbreiten besser zu nutzen (wirklich intelligent ist WLAN hier nämlich nicht), bietet sich der Wechsel auf eine ganz neue Frequenz an.

Die noch als "Draft" (Entwurf) existierende, aber bereits auf dem Markt befindliche 802.11n-Technologie macht es möglich. Neben der Nutzung des Durchsatzerhöhers "MIMO" (mehrfacher Input, mehrfacher Output), der bis zu 75 Megabit (netto) bietet, kann man bei manchen dieser Geräte den WLAN-Funkverkehr von der Standardfrequenz 2,4 GHz auf 5 GHz umstellen. Die ist noch leidlich leer und hat deshalb den Vorteil, dass man hier nicht gegen die halbe Welt anfunken muss. Allerdings ist die Nutzung nur möglich, wenn alle im Netzwerk befindlichen Rechner auf der Frequenz arbeiten. Ist nur eines im alten Standard unterwegs, war's das schon mit der Herrlichkeit. Aber dann muss man eben beim Einkauf einfach darauf achten.

Wenn die 5 GHz-Frequenz dann wieder vollbelegt ist, geht das Spiel mit den Frequenzen weiter - der geplante weitere Standard 802.11y soll das Band um 3,7 GHz öffnen. Bis wieder irgendjemand dazwischenfunkt. (wst)