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Wissenschaftler sind manchmal schon ein wenig merkwĂĽrdig. Wer sonst kommt auf die Idee, dass der letzte Platz einer Liste der wertvollste ist?

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Wissenschaftler sind manchmal schon ein wenig merkwürdig. Wer sonst kommt auf die Idee, dass der letzte Platz einer Liste der wertvollste ist? Genau dies aber hat sich mittlerweile in diversen wissenschaftlichen Journalen eingebürgert. Wenn nämlich mehrere Autoren für ein wissenschaftliches Paper verantwortlich sind, geht es nicht nur um Ruhm, Ehre und die Suche nach der letztendlichen Wahrheit. Weil die wissenschaftliche Potenz eines Forschers oftmals daran gemessen wird, wie viel gelehrtes Papier er produziert hat, ist die Autorenliste einer Veröffentlichung ganz schnell auch eine handfeste pekuniäre Frage.

Nun hat sich, ausgehend von der Praxis in den biomedizinischen Fächern, in den letzten Jahren immer weiter durchgestzt, dass die Positionierung als letzter Autor häufig auch als Zeichen dafür gewertet werden kann, dass er als ,senior author' für Idee, Initiierung und Finanzierung des Projekts entscheidend war. Oftmals spiegelt die Reihe der Autorenamen aber auch nur die Rangfolge der Beiträge für das Paper wider. Das Verfahren ist also weder objektiv noch reproduzierbar, also eigentlich nicht wissenschaftlich.

Verblüffenderweise ist diese Einschätzung jedoch rein informell – sie wird weder diskutiert noch dokumentiert. Bis vor Kurzem jedenfalls. Denn nun hat der Göttinger Hochschullehrer Prof. Dr. Teja Tscharntke das Problem aufgegriffen – selbstverständlich in einem wissenschaftlichen Aufsatz. Die Lösung des Problems ist demnach verblüffend einfach und rational: Man dokumentiert einfach in einer Fußnote, was die Reihenfolge der Autorennamen aussagt. Ich bin gespannt, wie viele Jahre es dauern wird, bis sich dieser Vorschlag durchsetzt. Es dürfen Wetten angenommen werden. (wst)