Comdex: Larry Ellison lässt Server von der Stange
In seiner abendlichen Keynote beschloss Oracle-Boss Larry Ellison den ersten Comdex-Tag mit einem vehementen Pladoyer fĂĽr den Server als Appliance.
Wer einen Fernseher von Sony kauft, weiß genau, das Tausende dieser Fernseher gerade anderswo verkauft werden oder im Einsatz sind. Keiner ist unter ihnen, der sich nennenswert von dem gekauften Gerät unterscheidet. Computertechnisch gesehen ist der Fernseher ein TV-Appliance: Der User kann nichts an dem guten Stück verändern.
Was fĂĽr Fernseher gilt, was dem Couch Potatoe recht ist, muss dem CIO billig sein. Er will einen Server mit eingebauter Datenbank und hintendran ein paar Kabel, die das Ding mit Strom und Internet versorgen. In seiner abendlichen Keynote beschloss Oracle-Boss Larry Ellison den ersten Comdex-Tag mit einem vehementen Pladoyer fĂĽr den Server als Appliance: "Internet-Server sind die Systeme, ĂĽber die Firmen den Kontakt zum Kunden halten. Firmen wie Yahoo oder eBay existieren gar nur ĂĽber ihre Internet-Server. Aber was passiert, wenn sie Probleme haben und uns anrufen? Unsere Techniker mĂĽssen dann nach der Konfiguration der Server fragen, nach den aufgespielten Patches, dem Betriebssytem-Stand und Vieles mehr. Das ist doch der komplette Wahnsinn."
Natürlich kennt Ellison einen Ausweg, den fix und fertig konfigurierten Server, der nun von Oracle und Compaq in Gemeinschaftsarbeit produziert wird. Zuammen mit Compaq-Chef Cappellas stellte Ellison in seiner Keynote ein Rack vor, in dem maximal 32 Proliant DL 360 ultrathin Server Platz haben, alle einheitlich mit Oracle 9i ausgerüstet. Der Kunde kann wählen, wie viele dieser Server in das Rack gepackt werden, installieren und verändern kann er nichts – von Datenbeständen einmal abgesehen.
"Das Network Appliance muss beim Server anfangen, alles andere ist Augenwischerei," meinte Ellison. Rund um das interne Betriebssytem dieses neuen Angebots führte Ellison selbst die hohe Kunst des Augenwischens vor und erklärte es für "völlig anonym", ein Deep OS, weil es in die Tiefen der Datennbanktechnik eingelassen sei. Windows 2000 jedenfalls ist es nicht, das die neuen Server antreibt. Nach Elison sollen die Appliance-Server zehn Mal so zuverlässig sein wie zusammengestöpselte Systeme. Den peinlichen Teil der Keynote bestritt Ellison, ausgewiesener Erz-Feind von Microsoft, mit einer "Live-Demonstration" des TPC-Benchmarks, den Microsoft unlängst für sich entschied. Sein Fazit: "Wer eine Firma hat, die nur TPC-Benchmarks fahren muss, soll unbedingt bei Microsoft kaufen. Wer mit seinen Daten ein Geschäft betreibt, kommt besser zu uns." (Detlef Borchers) / (jk)