US-Kläger werfen 3D-Drucker-Hersteller MakerBot "betrügerische Machenschaften" vor

Eine Sammelklage in den USA wirft dem 3D-Drucker-Hersteller MakerBot und dessen Mutterkonzern Stratasys vor, die wahren Verhältnisse bei MakerBot verschleiert und dadurch Anleger getäuscht zu haben.

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3-Drucker Makerbot

Die fünfte 3D-Drucker-Generation von MakerBot: Der neue Smart Extruder sollte alles einfacher machen, machte aber offenbar vor allem Probleme.

(Bild: MakerBot)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter König
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In der Sammelklage (125 Seiten, PDF) erheben die Kläger schwere Vorwürfe gegen MakerBot und seinen Mutterkonzern: Die Firmen sollen den Aktienkurs von Stratasys künstlich hochgehalten haben, indem sie die finanzielle Situation, aber auch die technischen Probleme mit der aktuellen, fünften Maschinengeneration von MakerBot unter dem Deckel gehalten haben.

Deren Knackpunkt soll laut Klageschrift der neu eingeführte "Smart Extruder" gewesen sein. Dieser ist mit Magneten fixiert, so dass er leicht entnommen werden kann, was bei Wartung und Reinigung und beim Einspulen des Rohmaterials helfen soll. Zudem soll er registrieren, wenn das Druckmaterial ausgeht, um den Druck zu unterbrechen, sodass frischer Plastikdraht nachgelegt werden kann.

Was im Herstellervideo so schick aussieht, soll laut Klageschrift allerdings in der Praxis nicht funktioniert haben: Die Technik sei bei Markteinführung noch nicht ausgereift und Verstopfungen des Extruders bei den Kunden an der Tagesordnung gewesen. Die Folge wären hohe Kosten für Tauschgeräte, Ersatzteile, Rückerstattung und Garantieleistung gewesen, meinen die Kläger.

Die Verantwortlichen bei MakerBot und Stratasys sollen sich dessen voll bewusst gewesen sein, argumentiert die Klageschrift und beruft sich dabei auf die Aussagen "zahlreicher Mitarbeiter von MakerBot". Dennoch hätten sie die Anleger über die Schwierigkeiten nicht informiert, sondern sie vielmehr "weiterhin getäuscht, indem sie die explosiv wachsenden Verkaufszahlen und unübertroffene Produktqualität von MakerBot rühmten", wie es in der Klageschrift heißt.

Als Indizien, dass die Probleme bei MakerBot bekannt waren, sind der Klageschrift ein paar Fotos von Whiteboards angehängt.

(Bild: Screenshot aus der verlinkten Klageschrift)

Der Aktienkurs von Stratasys brach Anfang Februar ein. Im April entließ MakerBot zwanzig Prozent seiner Mitarbeiter. Seit der 3D-Drucker-Konzern Stratasys vor zwei Jahren MakerBot geschluckt hat, hat das ehemalige Vorzeige-Start-up ohnehin mit negativen Schlagzeilen zu kämpfen.

Erste Kratzer hatte das Image von MakerBot bereits 2012 bekommen, als der zweite 3D-Drucker der Serie Replicator nicht mehr unter Open-Source-Lizenz gestellt wurde wie seine Vorgänger. Ein Teil der 3D-Druck-Community warf dem Hersteller außerdem vor, Entwicklungen anderer Leute als eigene Ideen patentieren zu wollen.

Im August vergangenen Jahres übernahm MakerBot seinen ehemaligen EU-Distributor Hafner's Büro, benannte ihn in MakerBot Europe um und setzte im Mai 2015 den Chef und Namensgeber Alexander Hafner vor die Tür. Kurz darauf hat die einstige MakerBot-Galionsfigur Bre Pettis den Konzern Stratasys ebenfalls verlassen.

Stratasys ist einer der großen Konzerne auf dem 3D-Drucker-Weltmarkt. Wie sein Konkurrent 3D Systems ist er regelmäßig auf Einkaufstour, übernimmt vielversprechende kleinere Firmen und versucht gegen andere seine Patentrechte durchzusetzen.

Im Dezember 2012 fusionierte Stratasys mit Objet, wodurch aus dem von der FDM-Technik geprägten Anbieter eine Firma wurde, die auch Maschinen für mehrfarbige Multimaterialdrucke im Angebot hat. Die Übernahme von MakerBot sollte das Portfolio um 3D-Drucker für Einsteiger ergänzen. (pek)