Intel-Chef verabschiedet sich vom bisherigen "Moore's Law"

Intel-CEO Brian Krzanich erklärt unter Bezug auf das Moore'sche Gesetz, dass CMOS-Strukturverkleinerungen mittlerweile länger dauern. Daher bringt Intel Ende 2016 eine dritte Generation von 14-Nanometer-Prozessoren heraus statt 10-nm-Chips.

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Intel-CEO Brian Krzanich

Intel-CEO Brian Krzanich

(Bild: Intel)

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Bei den letzten Strukturverkleinerungen, besonders von 22 auf 14 Nanometer, hing Intel hinter dem Plan. Und die 10-nm-Technik entschlüpft nun von 2016 ins zweite Halbjahr 2017 – 2011 hatte Intel noch auf 2015 gehofft. Anlässlich der Vorstellung der aktuellen Quartalsergebnisse hat Intel-CEO Brian Krzanich bestätigt, was die Spatzen von den Dächern pfeifen: Statt der Cannonlake-Generation aus der 10-nm-Fertigung kommt im zweiten Halbjahr 2016 der 14-nm-Typ Kaby Lake. Damit gibt es also nach Broadwell und dem bevorstehenden Skylake eine dritte 14-nm-Generation.

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Zu Moore's Law siehe:

Damit gerät Intels Tick-Tock-Modell aus den Fugen. Quasi als Entschuldigung holte Krzanich weit aus und griff aufs Moore'sche Gesetz zurück: Schon der berühmte Intel-Mitgründer habe in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts seine Vorhersage aus den 60er-Jahren korrigieren müssen. Strukturverkleinerungen würden nun einmal immer komplizierter und schwieriger. Die letzten beiden Übergänge weisen laut Krzanich darauf hin, dass Strukturverkleinerungen jetzt eher alle 2,5 Jahre stattfinden.

Vor einigen Jahren hat Intel das "Tick-Tock"-Modell als Geschäftskonzept ausgerufen: Alle zwei Jahre wollte der Prozessor-Weltmarktführer mit einem "Tock" eine neue Mikroarchitektur vorstellen, also die CPU-Kerne tiefgreifend umbauen. In den Jahren dazwischen sollten vorhandene CPU-Architekturen mit einem "Tick" und kleineren Änderungen auf Fertigungstechnik für feinere Strukturen umziehen. Die Tick-Kadenz steht dabei im Einklang mit der lange gültigen Interpretation des Moore'schen Gesetzes, wonach sich die Anzahl der Funktionen auf einem CMOS-IC etwa alle zwei Jahre verdoppelt.

Moore's Law bezieht sich dabei weniger auf die Physik als auf die geschäftliche Basis der Halbleiterindustrie. Mit gigantischen Investitionen und intensiver Entwicklungsarbeit schafft es die Branche, die Fertigungskosten pro Chip-Funktion regelmäßig deutlich zu senken. Das ist aber nur so lange sinnvoll, wie es Märkte für Chips mit immer mehr Funktionen gibt.

IBM zeigte kürzlich einen Testchip mit 7-nm-Strukturen.

(Bild: IBM)

Mit Blick auf Intels Eingeständnis, die 10-nm-Technik zu verrschieben, bekommt die 7-nm-Demonstration von IBM, Samsung und Globalfoundries neues Gewicht. Doch die Fertigungspartner der IBM-Allianz nennen keine Termine für die Serienfertigung.

Und auch bei TSMC ist nur klar, dass erste Prototypen von 10-nm-Chips noch in diesem Jahr produziert werden sollen. Wann TSMC 10-nm-Chips in Serie produziert, ist offen. Intel dagegen hat nun klargestellt, 2017 fertige 10-nm-Prozessoren ausliefern zu wollen, zumindest als "Revenue Shipments" an PC-Hersteller. (ciw)