Comdex: Gnome soll Windows und Mac OS schlagen
Miguel de Icaza will mit dem Gnome-Desktop Windows und Mac OS schlagen - ging aber mit den bestehenden Linux-Distributionen hart ins Gericht.
Auf der zweiten Linux-Keynote der Comdex nach derjenigen von Jon maddog Hall referierte Miguel de Icaza von Helixcode über die Notwendigkeit, Linux an den berühmt-berüchtigten End-User anzupassen. Der bei der Entwicklung des Linux-Desktops Gnome bekannt gewordene Icaza forderte, dass Gnome versuchen muss, Windows wie Mac OS auf jedem Gebiet zu schlagen. Dies sei auch darum nötig, weil mit den unter Linux laufenden Information Appliances (also etwa den Web-Pads und anderen Surf-Terminals wie dem der Allianz Gateway/AOL) eine neue Schicht von Anwendern kommt, die irgendwann zu einem PC greifen wird und nicht auf Windows fixiert sei.
Und weil Appliance das absolute "Buzzword" dieser Comdex geworden ist, mit dem selbst harmlose Mäuse benamst werden, sattelte Icaza noch eins drauf: "Anwender werden dem Unrat überlassen, den Windows-Installationen in der Registry zurücklassen. Das könnte anders sein. Wir müssen es durchsetzen, dass Computer unter Linux selbstaktualisierende Appliances werden."
Vor diesem Hintergrund ging Icaza mit den Linux-Distributionen ins Gericht, die seiner Meinung nach nur unvollkommen funktionieren würden. Nicht ganz uneigennützig warb er so für das Red-Carpet-Projekt von Helixcode, das die Firma selbst als "Maintenance-Tool für das Gnome-Betriebssystem" bezeichnet. Mit Evolution wiederum propagierte Icaza eine Art Workgroup-System mit Mail, Kalender und Adressbuch, mit dem Anwender sich zwischen Outlook und Evolution nahtlos in beiden Systemwelten bewegen können. Auch der von Mac-Entwicklern programmierte Dateimanager Nautilus soll nach Icaza die Durchlässigkeit der Systemwelten verstärken.
In Anlehnung an Michael Dell, der in seiner Keynote den Siegeszug der Laptops prognostizierte, sprach sich Icaza für ein echtes "Location Management" aus, bei dem Zeitzonen, Netz-Management, Druckereinstellungen und virtuelle Folder automatisch gesetzt werden. Das sei ein Bereich, der von Windows- und Mac-Laptops nur unzureichend beherrscht werde. "Wir müssen niemals von Null anfangen und können immer auf die geleistete Arbeit in der Open Source zurückgreifen", betonte Icaza mehrmals in seiner Keynote. Auf den Schultern von Riesen sieht man einfach weiter. (Detlef Borchers) / (jk)