Pro & Contra: Macht Musik-Streaming glücklich?

Audio-Streaming wächst, während CD- und Digitalkäufe zurückgehen. Gehört Diensten wie Apple Music, Spotify, Rdio oder Tidal die Zukunft?

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Artikel aus Mac & i Heft 4/2015, Seite 7

Wichtig ist der Inhalt, nicht, wie die Musik zum Hörer kommt, findet Jeremias Radke.

Schon immer war der Datenträger nur Mittel zum Zweck. Egal ob auf Steintafeln, Papyrusrollen, Buchseiten, in Vinyl gepresst, als CD, Download oder via Stream. Das sind alles nur Wege, um den Inhalt zum Nutzer zu bringen. Der Besitz ergab sich daraus zwangsläufig – man konnte die Musik schließlich nur hören, wenn man sie zur Hand hatte.

Heute ist das anders und vor allem besser: Ich kann nun hören, was und wann ich will. Ich muss mir keine Gedanken machen, welche Musik ich für unterwegs aufs iPhone kopiere. Als T-Mobile-Kunde mit zugebuchter Spotify-Option und Hotspot-Flat bereitet mir auch der Datenverbrauch kein Kopfzerbrechen. Nur für Auslandsaufenthalte muss ich ein paar Playlisten offline sichern, zur Not vor Ort im WLAN-Café.

Meine letzten CDs habe ich schon vor Jahren entsorgt. Nun wird neuer Festplattenplatz frei, weil ich tausende MP3s löschen kann. Die wenigen Titel, die es bei Spotify nicht gibt, horte ich vorerst noch mit iTunes Match.

Selbst das Entdecken neuer Künstler und Genres ist nun einfacher denn je. Mein Nutzerprofil habe ich mit denen meiner Freunde verknüpft, um deren Hörgewohnheiten zu verfolgen und Playlisten zu abonnieren. Was ich mit Shazam oder Soundhoud aufzeichne, landet automatisch in einer dafür angelegten Wiedergabeliste. Auch die Empfehlungen der Streaming-Anbieter haben durchaus Interessantes zu bieten.

Und entgegen aller Kritik von Künstlerseite: Ein Jahr Streaming kostet mich 120 Euro – das ist mehr, als ich zuvor jemals im gleichen Zeitraum für Musikkäufe ausgegeben habe. (jra)

Johannes Schuster will seine Musik besitzen und auf jedem Gerät auch offline hören können.

Musik zu hören bedeutet für mich Vergnügen, Entspannung oder Hilfe bei der Konzentration. Jedes Lied hat für mich eine Bedeutung und einen Wert. Es ist meine Musik. Und meine Musik will ich besitzen. Ich will sie auf alle meine Geräte – und damit meine ich auch ältere iPods und andere MP3-Player – kopieren und ohne Internetverbindung jederzeit hören können. Ohne mir vorher etwas herunterladen zu müssen.

Als O2-Kunde bin ich in der Bahn und auf dem Weg zur Arbeit meistens offline, mal abgesehen davon, dass ich einen Volumentarif und keine Flatrate zur mobilen Datennutzung habe. Ich will meine Musikstücke in Playlisten sortieren und auf CD brennen können oder im Shuffle-Modus durchstreifen.

Ich brauche keine vorkonfektionierten Sortierungen mit allem, was der Markt hergibt. Ich höre überwiegend Stücke, die ich kenne. Das meiste, was neu auf den Markt kommt, ist wenig originell und die Remakes übertreffen selten die Originale. Manches davon ist außerdem in keinem Streaming-Katalog vertreten.

Neue Musikstücke stellen mir meine Lieblingssender im kostenlosen terrestrischen Radio vor, oder ich entdecke sie beim Vorhören im iTunes Store. Was ich davon für dauerhaft hörbar halte, kaufe ich. Auf 10 Euro pro Monat komme ich da nie. Trotzdem wird so bei meinen Lieblings-Künstlern mehr Geld ankommen. (jes)

Wer hat recht? Diskutieren Sie mit!

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