GDC Europe 2015: Indie-Experimente mit VR, Drohnen-Angriffen und Kalten Kriegern

Abseits des kommerziellen Rampenlichts zeigten Indie-Entwickler innovative Spielideen. Drei Konzepte haben uns besonders gefallen.

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GDC Europe 2015: VR-Brille

(Bild: c't)

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Auf dem zweiten European Innovative Games Showcase der Game Developers Conference in Köln konnten neun Indie-Teams neuartige Spielkonzepte vorstellen. Meist kaum mehr als flüchtig skizzierte Fragmente zeigten die Spiele neue Ansätze, die virtuelle und reale Objekte kombinieren oder Spieler zu ungewöhnlichen Interaktionen animieren.

Drei Konzepte stachen in diesem Jahr heraus, weil sie entweder mit neuer Technik experimentierten und aber politische Themen in den Fokus rückten.

Kill Box zeigt das Kriegsgeschehen aus zwei Perspektiven. Einen Spieler versetzt es in die Rolle des Täters, den anderen in die Rolle des Opfers.

(Bild: c't)

Der Online-Spiel Kill Box lässt zwei Spieler etwa das das ferngesteuerte Töten per Drohne nachvollziehen. Ein Spieler schlüpft in die Rolle eines Dorfbewohners in Pakistan, während der andere eine US-Militärdrohne am Bildschirm steuert. Ähnlich wie im Film "Good Kill" wird der Drohnenpilot durch die Technik und Virtualisierung so weit vom Kriegsgeschehen abgeschnitten, dass ihm das reale Töten wie ein Videospiel vorkommt. Durch geschickte Aufmunterungen seiner Vorgesetzen soll der Spieler am eigenen Leib erfahren, wie leicht man am Bildschirm zum Mörder wird. Der zweite Spieler sieht das Geschehen aus der Ego-Perspektive in einem stilisierten Dorf, dessen Idylle nur durch das Dröhnen der Drohne gestört wird.

Mit dem Spiel geben die Entwickler aus den USA und Schottland dem Spieler weiterführende Informationen über reale Droneneinsätze in Pakistan, denen seit dem ersten tödlichen Dronenangriff 2004 über 3000 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen.

In dem Dokumentar-Adventure "Cosmic Top Secret" arbeiten die dänischen Entwicklerinnen von Klassefilm die Geheimdienstvergangenheit ihrer Eltern während des Kalten Krieges auf. Der Spieler löst Puzzles und Mini-Spiele und taucht dabei immer tiefer in die wahre Geschichte um Spione ein. Auffällig ist die an Plakat-Kollagen angelehnte Grafik. Erste Videos von Prototypen kann man auf der Webseite von Klassefilm bereits sehen. Das fertige Spiel soll noch in diesem Jahr für Tablets und Browser erscheinen.

Henry Hoffman schließlich kombiniert in "Aboard the Lookinglass" eine Oculus Rift mit einem Leap-Motion-Handsensor, der vor die VR-Brille geklebt wird. Unter der Rift kann der Spieler seine Hände als durchsichtige Schatten sehen. Doch da es aufgrund der komplexen Kollisionserkennung bislang schwierig ist, mit seinen durch den Leap-Motion-Sensor erfassten Hände mit virtuellen Objekten zu agieren, nutzt Hoffman die Handprojektionen lediglich als Sichtscheiben. Durch die eine Hand kann der Spieler in die Vergangenheit blicken und durch die andere in die Zukunft. Er bewegt sich automatisch wie auf Schienen durch eine futuristische Welt. In dieser muss er kleine Zeitpuzzles lösen, indem er mit den Händen die Umgebung absucht, ob dort in der Vergangenheit oder Zukunft Schalter zum Weiterkommen verborgen sind. Neben Windows-Versionen lässt sich auch eine OS-X-Variante des Spiels kostenlos von der Webseite des Entwicklers laden. (hag)