GDC Europe 2015: Spiele-Steuerung mit den Augen - was Eye-Tracking in Computerspielen bringt

Der Traum, Spiele nur mit den Augen zu steuern, ist alt. Tobii will seine Eye-Tracking-Kameras nun auch in Notebooks implementieren. Aber was bringt's wirklich?

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GDC Europe 2015: Was Eye-Tracking in Computerspielen bringt
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Eye-Tracking-Kameras werden bislang vor allem in der Marktforschung und beim Design von User Interfaces benutzt. Sie zeigen Forschern an, wohin der Anwender wie lange schaut, und ob er etwa eine Pop-up-Meldung überhaupt registriert oder übersieht. Tobii, nach eigenen Angaben der größte Hersteller für Eye-Tracking-Systeme, möchte jedoch neben dem Profi-Markt auch private Konsumenten bedienen; vor allem Spieler hat man im Visier.

Als einer der ersten Rechner soll eine kommende Version des Notebook GT72 von MSI eine Eye-Tracking-Kamera bereits eingebaut haben. Dazu gibt's ein Paket mit Eye-Tracking-Spielen. Zu den ersten Titeln zählt beispielsweise Assassin's Creed Rogue, aber auch das Jagdspiel "The Hunter Primal", das die Avalanche Studios (Just Cause, Mad Max) derzeit entwickeln. In "The Hunter" geht der Spieler in einem großen Waldgebiet auf die virtuelle Pirsch.

Dank Eye-Tracking-Kamera soll er sich dabei einfach umsehen können, sobald sein Blick zum Bildschirmrand wandert, schwenkt die Kamera in die entsprechende Richtung. Blickt er zur Mitte, werden alle HUD-Elemente automatisch ausgeblendet. Erst wenn er nach unten schaut, bekommt er weitere Informationen zu sehen. Blickt er in die linke untere Ecke, wird die dortige Mini-Map automatisch ein bisschen größer. Auf die große Kartenansicht kann automatisch zoomen, sobald sich der Spieler etwas nach vorne beugt und näher an den Bildschirm rückt. Der Clou soll jedoch die Zielautomatik sein: Sobald der Spieler ein Auge zukneift, legt er das Gewehr mit dem Zielfernrohr an.

Bei der Präsentation auf der GDC Europe 2015 brauchte der Entwickler allerdings mehrere Anläufe und musste sich gar sein Auge zuhalten, damit die Zielautomatik funktionierte. Im Spiel müsste die Automatik schon annähernd hundertprozentig funktionieren, damit der Spieler sich nicht gestört fühlt. Klappt es nur wenige Male nicht, werden viele sie lieber deaktivieren.

Die blickgesteuerte Kameraführung erfordert vom Spieler hohe Konzentration. Schweift sein Blick unbedacht ab, schwenkt die Kamera womöglich zu einer Stelle, die er gar nicht ansehen will. Hersteller von VR-Brillen, die mittels Eye-Tracking ermitteln könnten, welchen Punkt der Spieler anvisiert, um nur diesen mit allen Details zu rendern, winken derzeit noch ab. Die zeitliche Verzögerung durch die Augenerkennung sei zu groß, als dass sie für VR nützlich sei.

So sind das Eye-Tracking im MSI-Notebook und Spiele wie "The Hunter" als erste Gehversuche anzusehen. Im Idealfall könnte es eine Spielsteuerung unterstützen, müsste dazu jedoch so unauffällig (und fehlerfrei!) integriert werden, dass Spieler sie kaum registrieren. Und dann ist es wiederum fraglich, ob die anderen sie vermissen. (hag)