Programmierer als Entwicklungshelfer

Das von einem Dotcom-Unternehmer erdachte "Geekcorps" bringt IT-Lösungen in die Dritte Welt - zunehmend auf der Grundlage von freier Software.

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Von
  • Aleks Krotoski
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Das von der amerikanischen Regierung finanzierte "Peace Corps" unterstützt Entwicklungsländer durch die Entsendung von Freiwilligen, die Häuser bauen, Wasserleitungen verlegen oder Schüler unterrichten. Das "Geekcorps" funktioniert ähnlich - aber es kümmert sich um High-tech: Seit Anfang 2000 schickt die Hilfsorganisation Programmierer, Netzwerkspezialisten und anderes Support-Personal in verschiedene Städte in den ärmsten Ländern der Welt.

Das Geekcorps wurde von Ethan Zuckerman erdacht, der auch das Homepage-Hostingunternehmen Tripod mitgegründet hat. Nach einem Besuch in Ghana entschloss er sich spontan, etwas gegen die digitale Spaltung von Arm und Reich zu unternehmen. Am Anfang bestand die Organisation nur aus sechs Freiwilligen, die in Accra, Ghana, Web-Anwendungen und Banking-Software für örtliche Unternehmen programmierten.

Seit dieser Zeit sind 1600 weitere Freiwillige hinzugekommen - von Unternehmen wie Netscape und Behörden wie dem britischen Handelsministerium. Nach einem harten Auswahlprozess gehen die Geekcorps-Mitarbeiter für drei bis vier Monate auf Tour, um mit ihrem IT-Wissen Systeme aufzubauen, die in den ärmsten Regionen der Welt zum Einsatz kommen und anschließend dort weiterbetreut werden können.

Die Geekcorps-Freiwilligen arbeiten immer mit einem örtlichen Partnerunternehmen zusammen. Ihr Wissen ist dort besonders nützlich, wo die Informationstechnologie bereits eine Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung einer Region spielt. Mit ihrer technischen Erfahrung und ihren Spezialkenntnissen helfen die Techniker, High-Tech-Lösungen für die Probleme vor Ort zu entwickeln. Das kann eine E-Business-Infrastruktur oder eine Kommunikationslösung sein.

"Ich musste hier erst einmal lernen, dass die Informationstechnik-Revolution auch an dieser Region nicht vorbeigegangen ist", sagt Peter Baldwin, der zurzeit fĂĽr das Geekcorps in Mali ist, "IT sieht hier nur anders aus".

Und wenn es nach dem Geekcorps geht, wird das auch weiterhin der Fall sein - insbesondere soll die Computerei viel freier sein als in der entwickelten Welt: Die Geek-Helfer setzen inzwischen vornehmlich auf Open-Source-Anwendungen.

Zuvor nutzte die Geek-Armee vor allem proprietäre Programmiersprachen und Software-Pakete wie Java oder Photoshop, um schnelle Vor-Ort-Lösungen zu schaffen - vor allem, weil die lokalen Partnerfirmen das so wollten. Kurzfristig gesehen und zumindest für diejenigen, die sich das leisten konnten, war das der beste Weg, mit dem Rest der IT-Welt Kontakt aufzunehmen.