"Freude, die ein Maler empfindet"

Ein Gespräch mit Donald Knuth über die Kunst des Programmierens, Open-Source, Komplexität und die Kommunikation per E-Mail.

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Inhaltsverzeichnis

Donald Knuth hat mehr als zwei Dutzend Bücher und das Textsatzsystem TeX geschrieben. Kultstatus unter Informatikern hat ihm jedoch das mehrbändige Lehrbuch "The Art of Computer Programming" eingebracht. Knuth, 1938 in Milwaukee, Wisconsin, geboren, begann mit der Arbeit, noch bevor er 1963 das Studium der Mathematik am California Institute of Technology beendete. Das Werk wurde 1999 von der Wissenschaftszeitschrift [i]The American Scientist unter die zwölf bedeutendsten wissenschaftlichen Publikationen des 20. Jahrhunderts eingereiht – ist aber noch immer unvollendet. Technology Review sprach mit Knuth anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde an ihn durch die ETH Zürich. [/i]

TR: Die Frage wird Ihnen wahrscheinlich sehr oft gestellt. Trotzdem möchten wir natürlich wissen: Wann wird der nächste Band Ihres Buches erscheinen?

Donald Knuth: Ah, ich bekomme die Möglichkeit, Werbung für mein Buch zu machen. Der vierte Band kommt in einer Form heraus, die man Faszikel nennt. Wir Computer-Leute würden dazu eher Beta-Test sagen. Der Plan ist, zweimal im Jahr 125 Seiten als Taschenbuch herauszugeben. Der erste Teil ist im Februar herausgekommen, der zweite im Juli. Nächste Woche schicke ich die 125 Seiten, die im Januar herauskommen sollen, an den Verlag, und ich habe bereits 80 der 125 Seiten geschrieben, die im nächsten Sommer erscheinen sollen. Ich schreibe weiterhin so schnell, wie es mir möglich ist, wobei ich natürlich die von mir gewünschte Qualität beibehalten will.

Natürlich bin ich schon weit über das hinaus, was ich eigentlich als Seitenzahl eingeplant hatte. Aber das, was ich jetzt schreibe, ist so fundamental, dass ich einfach die gesamte Geschichte erzählen musste. Wenn ich zu den spezielleren Themen komme, muss ich der Versuchung widerstehen, alles aufzuschreiben.

Das Werk macht also Fortschritte, aber ich muss noch immer lernen, Dinge wegzulassen. Ich sammle nun seit vierzig Jahren Material – mein Haus ist voll von interessanten Notizen –, und ich werde nicht dazu kommen, dies alles zu behandeln, wenn ich mich nicht wirklich ranhalte. Das ist der Grund, weshalb ich nicht viel reise.