Studie: Microsoft nutzt der Volkswirtschaft

Ohne die von Microsoft etablierten Standards gäbe es der Untersuchung zufolge in Deutschland weniger Produktivität, ein geringeres Bruttosozialprodukt und höhere Preise.

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Von
  • Hans-Peter SchĂĽler

Eine Studie der Mannheimer Unternehmensberatung m2c in Zusammenarbeit mit den Universitäten in Mannheim und Heidelberg bescheinigt Microsoft eine positive Wirkung auf die deutsche Wirtschaft.

Leiter des beschriebenen Forschungsprojekts ist m2c-Firmengründer Dr. Manfred Perlitz, gleichzeitig Professor für internationales Management in Mannheim. Zusammen mit neun weiteren Wissenschaftlern aus drei Universitäten und weiteren Instituten bewertet er die Folgen der Tatsache, dass der Redmonder Softwareriese wiederholt Software-Standards allein etablieren konnte. Im Rahmen der Untersuchungen haben die Forscher 876 Betriebe, darunter eine Kontrollgruppe von 461 nicht vertraglich mit Microsoft verbundenen Firmen, schriftlich befragt und Interviews mit IT-Entscheidungsträgern geführt. Auf dieser Grundlage hat Perlitz ein volkswirtschaftliches Simulationsmodell mit Daten gefüllt, um die Bedeutung von Microsofts Standardisierungen für die Wirtschaft abzuschätzen.

Als hypothetische Alternative zur aktuellen Situation beschreibt das Modell eine Szenerie ohne die Standards, die Microsoft auf dem Softwaremarkt etabliert hat. Geht man für Deutschland von zehn Prozent Computer-Anwendern unter den 36 Millionen Erwerbstätigen aus, ersparen uns diese Standards demnach einen fünfprozentigen Verlust an Arbeitsproduktivität. Fiele dieser Faktor heute mit einem Schlage weg, wäre schon in einem Jahr allein beim deutschen Bruttoinlandsprodukt mit einem Einbruch um 1,5 Prozent oder um 30 Milliarden Euro zu rechnen. Wenn es dazu käme, entstünden den betroffenen Unternehmen bedeutende Mehrkosten, weil sie dann zusätzliche Schnittstellen zwischen unterschiedlichen Programmpaketen erarbeiten müssten. Als Folge der damit verbundenen sinkenden Arbeitsproduktivität prognostiziert Perlitz einen Anstieg der Verbraucherpreise um ebenfalls 1,5 Prozent. Seinen Forschungen nach würde es vermutlich drei Jahre dauern, bis dieser Mangel durch neue Standards behoben werden könnte.

Wohl aus Angst vor diesem Schreckensszenario präferieren die meisten Unternehmen dem Bericht zufolge eine IT-Landschaft, die nur mäßig heterogen ausfällt. Zwar äußert sich nur jeder sechste von Perlitz Interviewpartnern zu Gunsten von Microsofts gegenwärtiger Monopolstellung, aber noch weniger Experten, nämlich nur jeder Zehnte, können sich mit einem gänzlich offenen Anbieterwettbewerb anfreunden. Folgt man der m2c-Studie, bevorzugt die Hälfte aller Experten einen Markt, in dem etwa eine Hand voll dominanter Softwarehäuser die Richtung vorgibt.

Dieser Tenor fällt günstiger für Microsoft aus als eine Studie der Giga Information Group, die Microsoft jüngst als das meistgehasste Unternehmen der Branche beschrieben hat. Im Unterschied dazu betonen die Mannheimer, dass Ihnen nichts daran liege, die Machenschaften des Monopolkonzerns psychologisch oder moralisch zu bewerten. Sie hätten ausschliesslich volkswirtschaftliche Konsequenzen im Blickfeld. Auch diese Einflüsse seien aber nur unter der Voraussetzung stichhaltig, dass sie mit marktgerechten Mitteln, also etwa ohne unrechtmäßige Knebelverträge zum Zementieren von Konzern-Errungenschaften, zum Tragen kämen.

In Redmond wird man mit den Mannheimer Resultaten sicher zufrieden sein, könnten sie doch bei der Mobilmachung gegen eine Microsoft-Zerschlagung helfen. Perlitz macht gar kein Hehl daraus, dass sich sein volkswirtschaftliches Forschungsinteresse gut mit Microsofts Anliegen ergänzt, und teilte auf Nachfrage von c't mit, dass der Softwarekonzern die Studie finanziert habe. Überhaupt scheint Microsofts Geschäftsbeziehung mit m2c recht harmonisch: Immerhin taucht die Softwareschmiede prominent unter der Referenzliste mit zufriedenen Kunden der Unternehmensberatung auf. (hps)