Microsoft erhöht Marktanteil bei Betriebssystemen
Schlechte Karten für Microsofts Argumentation im Kartellprozess: Laut IDC konnte der Softwarekonzern seinen Marktanteil bei Betriebssystemen erhöhen.
Microsoft würde eigentlich gerne den jüngsten Gewinnwarnungen, die das Unternehmen ausgeben musste, auch eine gute Seite abgewinnen: Nämlich eine Argumentationsschiene im US-Kartellprozess, dessen nächste Runde für Februar dieses Jahres ansteht. Denn rückläufige Umsätze und Gewinne seien schließlich ein Zeichen dafür, dass Microsoft sehr wohl von der Konkurrenz hart auf dem Markt attackiert werde und man keineswegs von einem Monopol sprechen könne.
Ganz so einfach wird es für den Softwarekonzern aus Redmomd nicht, die schlechten finanziellen Nachrichten gewinnbringend zu nutzen. Wie die Marktforscher von IDC gegenüber dem US-amerikanischen Magazin Computerworld erklärten, stieg der Marktanteil von Microsoft bei Betriebssystemen über die 87 Prozent, die die vorherigen Erhebungen erbrachten. Auch bei den Server-Betriebssystemen, bei denen es Microsoft bislang schwer hatte, sich gegenüber Unix-Konkurrenten wie Sun oder der wachsenden Linux-Anhängerschaft zu behaupten, konnte der Konzern zulegen und laut IDC seinen Marktanteil von 38 Prozent erhöhen. Genaue Zahlen wollen die Marktforscher allerdings erst gegen Ende des Monats vorlegen.
"Microsoft kann seine Position halten", meinte ein IDC-Mitarbeiter. Und ein früherer Mitarbeiter des Anwaltsteams der Kläger im Kartellprozess kommentierte gleich erfreut, der Rückgang bei PC-Verkäufen möge vielleicht den finanziellen Wert des Microsoft-Monopols verringern, aber nicht die Monopolstellung selbst.
Gespannt blickt die EDV-Welt allerdings nicht nur darauf, wie Microsoft und das Justizministerium in der nächsten Runde argumentieren – auch die Frage, ob etwa die neue Bush-Regierung, nachdem sie sich endlich etabliert hat, Einfluss auf den Prozess nimmt, ist noch ungeklärt. George W. Bush jr. jedenfalls wird nicht nur auf Grund seiner Äußerungen im Präsidentschaftswahlkampf eine weitaus positivere Haltung gegenüber Microsoft nachgesagt als der Clinton-Regierung. Die US-Regierung kann, nachdem Microsoft die eigene Argumentation Ende November vorlegte, ihre Ansichten bis zum 12. Januar dem zuständigen Berufungsgericht unterbreiten. Antwortschreiben der beiden Parteien im Prozess können dann bis zum 29. Januar (Microsoft) respektive 2. Februar (US-Regierung) eingereicht werden. Mündliche Verhandlungen sind für den 26. und 27. Februar vorgesehen. (jk)