Haus over IP
Computer, Unterhaltungselektronik und Haustechnik. Einheitliche Standards machen die Komponenten nun endlich kompatibel - und vor allem bezahlbar.
Bei Nutzimmobilien wie Büros und Hotels gehören Features wie zentrale Licht-, Lüftungs- und Heizungssteuerung längst zum Standard, bei hochwertigen Häusern zählen sie zur gehobenen Ausstattung. In schlichten Mietwohnungen beginnen sie gerade, heimisch zu werden. Doch braucht man wirklich ein halbes Dutzend vorprogrammierte Lichtstimmungen von „Aufräumen“ über „Fernsehen“ bis zum „Candle Light Dinner“? Gibt es tatsächlich eine nennenswerte Anzahl von Kunden, die es als geldwerten Vorteil betrachten, zweimal am Tag zwei Lichtschalter weniger drücken zu müssen?
„Darum geht es nicht. Wir wollen keine Couch-Kartoffeln heranzüchten“, sagt Klaus Scherer, Abteilungsleiter beim Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme in Duisburg. Die drei zentralen Gründe für vernetzte Haustechnik seien – neben einem gewissen Angeberpotenzial, wie Scherer einräumt – Sicherheit, Energiesparen und Lebenserleichterung für körperlich oder geistig beeinträchtigte Menschen. Komfort ergibt sich daraus eher als Nebeneffekt.
Die Hattinger Wohnungsbaugesellschaft (HWG) hat sich als eine der ersten in Deutschland damit befasst, vernetzte Haustechnik bei Mietwohnungen einzubauen. Der Grund: „Die Wohnungsbauwirtschaft hat Probleme: Die Mieter werden älter, die Fluktuation steigt, die Ansprüche werden individueller, der Leerstand nimmt zu. Wir müssen uns in diesem schwierigen Markt behaupten und glauben, durch intelligente Haustechnik einen Wettbewerbsvorteil zu bekommen“, sagt HWG-Abteilungsleiter Armin Hartmann. In Zusammenarbeit mit der Fraunhofer-Gesellschaft hat die HWG bereits 45 Mietwohnungen intelligent gemacht. Insgesamt sollen es bis Ende 2007 hundert Wohnungen werden.