Geistiger Wandel

Ein junges Münchner Unternehmen setzt sich an die Spitze des Rennens um das sparsamste Auto: 2009 soll der "Loremo" mit ungekannt niedrigem Verbrauch auf die Straßen kommen.

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Von
  • Karsten Schäfer
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Die Effizienz von konsequentem Leichtbau hat ihn schon als Schüler fasziniert. Damals baute Uli Sommer noch selbst entworfene Modellsegelflugzeuge und ließ sie anschließend fliegen. Später studierte er Maschinenbau und entdeckte seine Leidenschaft für Fahrräder, besonders für solche, die Spitzengeschwindigkeiten von 120 Kilometern pro Stunde erreichen. Die Qualitätskriterien waren klar: „Ein Fahrrad, das schwer geht, ist ein schlechtes Fahrrad. Punkt. Ein Segelflugzeug, das bremst, ist ein schlechtes Segelflugzeug. Bei beiden ist Leichtbau Voraussetzung“, fasst Sommer die Philosophie zusammen, mit der sich große Reichweiten und hohe Geschwindigkeiten bei geringer Antriebsenergie erreichen lassen.

Für Autos allerdings schienen lange Zeit andere Regeln zu gelten – größer, schwerer, stärker war die Devise. So ist die durchschnittliche Motorleistung eines Neuwagens von 95 PS im Jahr 1995 auf 125 PS im Jahr 2006 gestiegen. Durch die wachsende Beliebtheit von Dieselmotoren ist zwar der durchschnittliche Verbrauch im gleichen Zeitraum gesunken, doch die anfangs hohen Einsparungen haben in den vergangenen Jahren erheblich nachgelassen – und der Trend zu zwei Tonnen schweren Geländewagen für den Stadtverkehr droht die Entwicklung umzukehren.

Sommer ist angetreten, das zu ändern – mit einem völlig neu konzipierten Auto: „Über das Fahrradfahren und Segelfliegen hatte ich ein Denken verinnerlicht, das in der Fahrzeugindustrie so nicht üblich ist. Und aus diesem Denken heraus, dachte ich einfach mal, denke ich mir ein Auto.“ Herausgekommen ist der Loremo (LOw REsistance MObile), eine 1,10 Meter flache Flunder mit einem Luftwiderstandsbeiwert von 0,20 und einem rekordverdächtigen Verbrauch von 1,5 Litern Diesel pro 100 Kilometer.

Dass dieses Auto, existent vorerst nur als Computersimulation, mit vielen Konventionen bricht, zeigt schon der Einstieg: Klassische Türen gibt es nicht. Um ins Innere zu gelangen, klappt der Fahrer die Windschutzscheibe samt Motorhaube und Lenkrad nach vorn und tritt von oben in den Fußraum. Weiter geht’s wie in der Badewanne: Den Hintern vorsichtig absetzen und erst dann nach hinten lehnen, damit der Kopf ohne anzuecken unters Dach gelangt.

Grund für die fehlenden Seitentüren ist vor allem das ungewöhnliche Fahrgestell, das einer großen Stahlwanne gleicht und so nach allen Seiten genug Knautschzonen bietet. Diese sogenannte Linearzellenstruktur wird aus Stahlblechbiegeteilen hergestellt, wiegt 100 Kilogramm und ist extrem kostengünstig in der Fertigung. Und: „Sie erfüllt alle Anforderungen an Crash-Sicherheit und an Fahrdynamik besser als alle her- kömmlichen Strukturen“, sagt Sommer. Insgesamt kommt der Loremo auf ein Gewicht von nur 450 Kilogramm, die schon ein 20-PS-Turbodieselmotor auf 160 Stundenkilometer beschleunigen kann. Eine sportliche GT-Version mit 50 PS soll es auf Tempo 220 bringen, bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 2,7 Litern. Beide Varianten sollen Ende 2009 auf den Markt kommen, die LS-Sparversion für rund 11 000 Euro, der GT für 15000 Euro.