Gentechnik als Rettung der Banane?

Über Jahrhunderte hat der Mensch die gelbe Frucht zu einem Hochleistungsgewächs heran gezüchtet. Die Monokulturen machen die Banane allerdings auch anfällig für schwere Pilzerkrankungen, die sie sogar ausrotten könnten. Hilft die Gentechnik?

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Bananen sind ein so schmackhaftes wie merkwürdiges Gewächs. Eigentlich samenlos und damit steril, stammen die heute heranreifenden gelben Früchte allesamt von mutierten Pflanzen ab, die wahrscheinlich vor ungefähr 8000 Jahren erstmals entdeckt wurden. Wo genau das war, weiß man nicht so recht – Forscher vermuten aber die Region um Papua-Neuguinea. Seit jener Zeit haben sich Dutzende Varianten herausgebildet – die kultivierte Frucht ist steril, sie wird rein vegetativ, ungeschlechtlich vermehrt.

Verschiedene Farben und Größen gibt es – und die Pflanze gilt nicht nur im Westen als ideales Gewächs, sondern auch in Ländern der Dritten Welt, wo sie leicht angebaut werden kann und vielen Menschen zum Grundnahrungsmittel gereicht. Doch die Banane ist bedroht. Sorten wie die "Gros Michel", die bis in die Sechzigerjahre äußerst erfolgreich verkauft wurden, fielen durch den Monokulturen-Anbau Krankheiten zum Opfer, etwa durch den Bodenpilz Fusarium, dem Auslöser der "Panama-Erkrankung". Die fehlende genetische Diversität macht es der Frucht unmöglich, sich adäquat zu wehren. Auch die heutige Export-Hauptsorte "Cavendish" könnte, sollten keine Gegenmaßnahmen entwickelt werden, in den nächsten zwei Jahrzehnten aussterben.

Was für die Menschen im Westen nach einem Luxusproblem klingt (im Schnitt werden 15 Kilo Bananen im Jahr verzehrt), hat für Länder der Dritten Welt existenzielle Bedeutung. In Uganda sind vor allem Kochbananen Grundnahrungsmittel. Mehr als zehn Millionen Menschen ernähren sich davon – das Wort für Banane, "Matooke" steht schlicht für Nahrung.

In den vergangenen Jahren als besonders gefährlich herausgebildet hat sich der so genannte "Black Sigatoka"-Pilz. Er trat in den Sechzigerjahren erstmals auf Fidschi auf und ist inzwischen weltweit verbreitet. Er greift die Bananenblätter an und sorgt dafür, dass die Ernte um bis zu 50 Prozent dezimiert wird: Die Blätter der Staude färben sich schwarz und sterben ab. Fungizide greifen immer weniger, Resistenzen ergeben sich. Gleichzeitig können sich Bauern insbesondere in den Ländern Afrikas das Spritzen finanziell kaum erlauben, von Umweltbelastungen einmal ganz abgesehen.

Die Entwicklung resistenter Bananensorten mit herkömmlichen Methoden kommt dagegen kaum voran. Die bisher vorgestellten Exemplare sind zudem weniger schmackhaft und zeichnen sich durch eine weniger annehmbare Optik aus. Ein Ausweg aus dem Dilemma könnte die Gentechnik sein, so umstritten sie auch ist. Geoffrey Arinaitwe, dem als in Uganda geborenem Pflanzengenetiker besonders viel am Erhalt der Banane liegt, glaubt gar, dass die Frucht ohne einen solchen Ansatz nicht mehr zu retten ist. Arinaitwa, der seine Ausbildung an der Katholischen Universität im belgischen Leuven absolviert hat, wo man seit langem an gentechnisch veränderten Nutzpflanzen forscht, will die Technologie deshalb unbedingt nach Uganda holen.

Rony Swennen, ein Ex-Kollege von Arinaitwe in Leuwen, kennt bereits eine mögliche Lösung für das Bananenproblem. Gegen "Black Sigatoka" helfe womöglich ein Gen aus dem Reis, meint der Pflanzenbiotechniker. Im Gegensatz zu anderen Nutzpflanzen verspricht die Banane einen verhältnismäßig gefahrlosen Gentechnik-Einsatz: Die Frucht ist schließlich steril und der Anbauer bestimmt selbst über Pfröpflinge, wie und wo sie weiter wächst. Auch eine schnelle Verbreitung manipulierter Gewächse ließe sich sicherstellen: Einmal in geringen Stückzahlen gekauft, lassen sie sich beliebig weiterklonen.

Ein weiterer Vorteil wäre wohl auch die Reduktion des Fungi- und Pestizideinsatzes. Besonders in den großen Monokultur-Plantagen Afrikas und Lateinamerikas sparen die Anbauer mit den Giften nicht, was sich nicht nur auf die Gesundheit der Farmarbeiter negativ auswirkt. Bio-Bananen, die ohne Chemie gezüchtet werden, stammen entweder aus Gebieten, in denen die Hauptkrankheiten noch nicht vorkommen – oder sie werden von befallenen Gewächsen entnommen, bei denen sich einige Früchte entwickelt haben. Die Bewohner des Anbaulandes haben in jedem Fall wenig davon – ihre Früchte sind nahezu immer fungi- und pestizidbelastet.

Noch ist unklar, ob sich gentechnisch veränderten Bananen tatsächlich verkaufen ließen. Trotz des Vorteils der Sterilität beim Anbau, die eine Verbreitung der gentechnisch veränderten Pflanzen zu einem kontrollierbaren Risiko machen, weiß noch niemand, ob es etwa zu Allergien beim Menschen durch die Reisgene kommt. Vom Geschmack und von der Form her unterscheiden sich die Gentech-Früchte von ihren normalen Brüdern nicht.

In Uganda will man nun erste größere Anbauversuche unternehmen – Arinaitwe arbeitet dazu beim "Kawanda Agricultural Research Institute". Die ugandische Regierung will dann entscheiden, ob sie die Gentech-Banane zulässt. Sollte kein anderes wirksames Gegenmittel gegen "Black Sigaoka" & Co. gefunden werden, bleibt ihr wohl keine andere Wahl. (bsc)