3… 2… 1… Meins: 20 Jahre eBay

Am 4. September 1995 startete der iranisch-amerikanische Informatiker Pierre Omidyar in Kalifornien ein "AuctionWeb" als Teil seiner Internetseite eBay. Daraus wurde eines der erfolgreichsten Online-Unternehmen der Welt.

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(Bild: dpa, Sven Hoppe)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Ralf Bülow
Inhaltsverzeichnis

Nein, es war nicht der 3. September vor zwanzig Jahren, als eBay gegründet wurde, wie Wikipedia fälschlicherweise behauptet. Tatsächlich ging die Website erst am Montag, dem 4. September 1995 online, wie eBay selbst bestätigt. In den USA feierte man an jenem Tag den Labor Day, und der junge Programmierer Pierre Omidyar nutzte das verlängerte Wochenende, um eine Erweiterung seiner Internetseite zu erstellen.

Ebenfalls nicht richtig ist der Mythos, Omidyar habe damit seine Verlobte unterstützen wollen, die Spenderfiguren für PEZ-Bonbons sammelte. Das stellt eBay in der offiziellen Chronologie richtig. Der erste Artikel, der über eBay verkauft wurde, war ein Laserpointer. Der Käufer zahlte zur Überraschung Omidyars 14,83 US-Dollar, obwohl das Gerät als defekt beschrieben war.

Pierre Omidyar gründete 1995 die Auktionsplattform, die ihn später zum Milliardär machte.

(Bild: eBay)

1967 als Sohn iranischer Eltern in Paris geboren, kam Omidyar als Kind in die USA. 1988 beendete er sein Informatikstudium an der Ostküste und zog nach Kalifornien, wo er zunächst für die Apple-Tochter Claris tätig war. Danach betrieb er für kurze Zeit ein Softwarehaus, ehe er zur Firma General Magic wechselte. Seit dem Frühjahr 1995 führte er auch eine Adresse im jungen World Wide Web, www.ebay.com, mit drei Verzweigungen, zwei für seine Verlobte und eine über das Ebola-Virus. Zweig Nummer Vier war das am Tag der Arbeit vollendete AuctionWeb, eine kostenfreie Plattform für Versteigerungen aller Art. Sie war nicht die erste Auktionsseite im Netz, denn bereits im Mai 1995 hatte Onsale den Betrieb aufgenommen.

Omidyar warb für seine Seite in diversen Newsgroups, dazu kamen Mund- und E-Mail-Propaganda. Bis Ende 1995 wurden auf AuctionWeb bereits rund 10.000 Angebote gezählt. Als sein Internet-Provider wegen des damit verbundenen Datenverkehrs die Monatsgebühr von 30 auf 250 Dollar erhöhte, begann Omidyar, von erfolgreichen Verkäufern einen Anteil zu fordern – 5 Prozent des Erlöses für Artikel unter 25 Dollar und 2,5 Prozent für teurere. Im Februar 1996 nahm er schon mehr als 250 Dollar ein.

Die erste Version von Omidyars AuctionWeb hatte noch wenig mit dem späteren eBay gemein.

(Bild: Computer History Museum)

Bis Juni 1996 betrieb Omidyar die Plattform allein, dann stellte er Chris Agarpao als Aushilfe ein. Erster Vollzeitangestellter wurde einen Monat später Jeffrey Skoll.1997 wurde der einmillionste Artikel versteigert und die Seite von AuctionWeb in eBay umbenannt. Skoll leitete die Firma, bis im März 1998 Meg Whitman die Führung übernahm. Sie war für den sehr erfolgreichen Börsengang im Herbst 1998 verantwortlich und baute eBay von einem Unternehmen mit 30 Mitarbeitern zu einem Konzern mit rund 150.000 Angestellten aus.

In Deutschland gründete Oliver Samwer mit seinen Brüdern und Bekannten Anfang 1999 den eBay-Klon Alando und verkauften ihn nach wenigen Monaten für 43 Millionen US-Dollar an eBay, das damit auch in Deutschland startete. Anfang 2004 übernahm eBay für 121 Millionen Euro die Auto-Anzeigenplattform mobile.de, und 2005 erwarb die eBay-Tochter Kijiji für einen ungenannten Preis die Kleinanzeigen-Website opusforum.

Im selben Jahr angelte sich eBay den dicksten Fisch: der Internettelefondienst Skype kostete 2,6 Milliarden US-Dollar und eine halbe Milliarde in Aktien. Pläne, mit Skype die Kommunikation auf der Auktionsplattform zu verbessern, gingen jedoch nicht auf. eBay verkaufte Skype mit Verlust.

Erfolgreicher war hingegen die Übernahme des Bezahldienstes PayPal 2002 für 1,5 Milliarden US-Dollar. Er passte nahtlos zum Marktplatz, wo eBay die Händler immer nachdrücklicher zur Nutzung drängte und damit seine Provision um die Gebühr für die Zahlungsabwicklung erhöhte. PayPal trug einen beträchtlichen Teil zum Umsatz bei, bis im Juli 2015 die Trennung zwischen eBay und Paypal erfolgte.

Rein statistisch ging es bei eBay seit der Gründung stets aufwärts, und die Firma überstand glänzend das Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende. Im Geschäftsjahr 2014 erwirtschaftete sie einen Umsatz von 17,9 Milliarden US-Dollar, 12 Prozent mehr als 2013. Gegenwärtig hat die Plattform, die seit Juli von Devin Wenig geleitet wird, 157 Millionen aktive Kunden weltweit. Im 2. Quartal 2015 lag der Umsatz bei 4,4 Milliarden Dollar und der Nettogewinn bei 931 Millionen. Aktuell herrscht jedoch Unsicherheit, wie sich die Zahlen nach der PayPal-Trennung weiterentwickeln.

Global gesehen ist eBay auf seinem Marktsektor dominant, doch gibt es lokale Konkurrenz wie Taobao in China oder Hood.de in Deutschland. Bedanken müssen wir uns auf jeden Fall für den Beitrag, den das Auktionshaus zur Internetkultur des 21. Jahrhunderts geleistet hat. Ein Beweis dafür sind die lustigen bis total verrückten Geschäfte (englisch), die mit eBay realisiert wurden – oder manchmal auch nicht. So wurde die Versteigerung der deutschen Sprache 2003 nach drei Tagen gestoppt.

Der Börsengang 1998 hat Pierre Omidyar zum Milliardär gemacht. Er sitzt noch im Verwaltungsrat von eBay, lebt auf Hawaii und fördert karitative und politische Projekte wie First Look Media, das die Enthüllungsseite The Intercept produziert. (ad)