Ernsthafter denn je

Denn die Rahmenbedingungen werden besser – und so könnten Flug-Fahrzeuge erstaunlich bald die Marktreife erlangen.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Udo Flohr

Wer John Bakker und seinen Kompagnon Robert Dingemanse treffen möchte, fühlt sich fast an eine Lösegeldübergabe erinnert: Anfragen nach Terminen im Büro werden von vornherein abgebügelt, stattdessen muss man sich in mehrmaligen Telefonaten durch die Niederlande lotsen lassen, um dann am Ende das Vergnügen in einer Autobahnraststätte oder auch gleich im Auto zu bekommen. Dort lernt man mit dem Ingenieur Bakker und dem Management-Berater Dingemanse dann allerdings zwei Unternehmer kennen, die sich nahezu Unerhörtes vorgenommen haben: Sie entwickeln Hybrid-Fahrzeuge, die auf der Straße und in der Luft gleichermaßen überzeugen sollen.

Die konspirativ anmutende Verabredungspolitik hat einen einfachen Grund: Noch arbeiten Bakker und Dingemanse von ihren privaten Wohnungen aus. Auch sonst haben sie bislang wenig vorzuweisen – keinen Prototypen, keine Finanzierung, keine angestellten Entwickler. Einzig eine schmucke Computer-Animation zeigt, wie ihr „Personal Air and Land Vehicle“ (PAL-V) einmal aussehen soll. Doch hört man Bakker lange genug zu, nimmt man ihm gern ab, dass der alte Traum von fahrenden Flugmaschinen tatsächlich auf dem besten Weg in die Realität ist und dass sein eigenes Konzept die beste Grundlage dafür darstellt.

Zweifler gibt es natürlich reichlich. Doch selbst die gehen davon aus, dass der Luftverkehr reif ist für eine echte Demokratisierung – unterstützt nicht zuletzt durch Fortschritte in der Informationstechnik. Geht es nach Bakker, wird sein PAL-V vom Jahr 2011 an zu kaufen sein – erst zu Preisen um 100.000 Euro für Spezialnutzer wie Rettungsdienste, später billiger für alle.

Wer zugreift, wird sich in einem sogenannten Tragschrauber wiederfinden. Solche Fluggeräte sehen aus wie Hubschrauber, funktionieren aber ganz anders (siehe Grafik rechts): Der große Hauptrotor wird nicht von einem Motor angetrieben, sondern dreht sich durch den Flugwind; seine leicht nach hinten geneigten Drehflügel wirken dadurch ähnlich wie eine Tragfläche oder ein Fallschirm, der Antrieb kommt von einem am Heck montierten Propeller. Tragschrauber, obwohl bislang kaum verbreitet, gelten als besonders sichere Luftfahrzeuge, denn bei einem Motorausfall können sie ähnlich einem sanft um sich selbst drehenden Ahornblatt zu Boden schweben. Sie werden auch Gyrokopter oder Autogyro („Selbstdreher“) genannt. Der passendste Begriff für Bakkers Konzept allerdings wäre vielleicht eher Klappschrauber: Für den Straßenbetrieb klappt das PAL-V Rotor und Propeller zusammen und verwandelt sich in ein zweisitziges, dreirädriges Kabinenmotorrad ..... (nti)

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