Magnetisches Gewusel: Display aus Ferrofluid

Magnetisierbare Flüssigkeiten wirken oft wie Erdöl von einem anderen Stern, wenn man sie im Alltag überhaupt mal zu Gesicht bekommt (im Physik-Erlebnispark zum Beispiel). Zeit, das zu ändern.

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ferrolic
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter König

Uhren aus Sieben-Segment-Ziffern locken in der Regel seit etwa 1970 niemanden mehr hinter dem Ofen vor, aber die Ferrolic des Designers Zelf Koelman ist eine der raren Ausnahmen: Hier besteht das Display aus einem schweren Metallrahmen und einer Frontscheibe, hinter der durch eine klare Flüssigkeit Blobs aus schwarzem Ferrofluid huschen. Wie eine Horde gestaltwandelnder Tierchen formen sie die Ziffern der aktuellen Zeit. Gesteuert wird das ganze über Magnete auf der Rückseite des Rahmens, denn Ferrofluide sind magnetisierbare Flüssigkeiten.

Koelman hat mit zwei Kollegen von der Eindhoven University of Technology das Ferrofluid-Display im August auf der Konferenz ISEA 2015 (21st International Symposium on Electronic Art) im kanadischen Vancouver vorgestellt (Link zum Paper im Volltext am Ende dieser Meldung). Nebenbei stellt er seine Ferrolics allerdings schon eine Weile als Einzelstücke her und verkauft sie für satte 7500 Euro (zuzüglich Steuern). Nach eigenen Angaben konnte er bereits 24 Stück davon absetzen. So eine Ferrolic ist freilich nicht nur eine Uhr, sondern ein universelles 1-Bit-Display mit grober Auflösung. Es lässt sich auch über WLAN ansteuern, um die Ferrofluid-Blobs beispielsweise Symbole formen oder ein Wasserballett tanzen zu lassen.

Wie auch bei den Wort-Uhren, die man wahlweise als teures Design-Objekt kaufen oder selbst nachbauen kann, liegt auch beim Ferrofluid-Display nahe, sich selbst an einer Nachkonstruktion zu versuchen – die Ansteuerung eines Rasters von Elektromagneten hinter der Rückwand dürfte eine lösbare Aufgabe sein. Ferrofluid kann man fertig kaufen, es ist allerdings nicht ganz billig – 10 Milliliter kosten meist über 10 Euro. Aber auch das ist kein Problem: Schließlich kann man sich aus alten Tonbändern, Aceton, Nähmaschinenöl und Spülmittel selbst Ferrofluid herstellen.

  • Paper als PDF: Zelf Koelman, Mark J. de Graaf, Hans J. Leeuw: From meaning to liquid matters, in: Proceedings of the 21st International Symposium on Electronic Art

(pek)