Volltreffer
Die Einschläge kommen näher. Auch die Briten setzen jetzt offenbar auf gezielte Tötungen durch Drohnen.
Die Einschläge kommen näher. Auch die Briten setzen jetzt offenbar auf gezielte Tötungen durch Drohnen.
Bei einem Drohnen-Angriff wurden am 21. August zum ersten Mal britische Staatsbürger in Syrien gezielt getötet. Reyaad Khan und Rahul Amin sollen terroristische Anschläge in Großbritannien vorbereitet haben. Der britische Ministerpräsident David Cameron berief sich deshalb auf "Notwehr", was eine heftige politische und juristische Debatte auslöste – mit noch offenem Ende.
Die Geschichte ist aus mehreren GrĂĽnden bemerkenswert:
Nach übereinstimmenden Medienberichten sollen die Getöteten auf einer "Todesliste" des Geheimdienstes gestanden haben. Das klingt dramatisch, aber wie unser US-Kollege David Kaplan bereits 2013 geschrieben hat, ist das die bessere von zwei Alternativen – jeder Name auf einer solchen Liste muss zumindest noch einmal überprüft und abgesegnet werden. Die überaus meisten Drohnen-Opfer werden getötet, weil sie sich zu falschen Zeit am falschen Ort aufhalten und verdächtigen Mustern entsprechen – also zum Beispiel eine Waffe tragen, was allerdings in Bürgerkriegen nicht unüblich sein soll.
Spannend ist auch die Tatsache, dass die britische Regierung bislang stets betonte, gezielte Tötungen durch Drohnen werde sie, anders als beispielsweise die USA, niemals einsetzen. Die Frage, woher dieser plötzliche Sinneswandel kommt, ist offen. Klar ist aber, dass mit dieser neuen Eskalationsstufe im wahrsten Sinne des Wortes die Einschläge näher gekommen sind. Denn auch die deutsche Regierung will noch in diesem Jahr über die Beschaffung von Kampfdrohnen entscheiden.
Drohnen-Kritiker haben wiederholt argumentiert, dass der Gebrauch fernlenkbarer Waffen die Angriffsschwelle senkt. Anders gesagt: Wer Krieg nur als Videospiel erlebt, feuert schneller mal los. Drohnen-BefĂĽrworter betonen dagegen, die groĂźe physische Distanz erlaube dem Piloten eine sehr viel ruhigere, rationale und objektivere Vorgehensweise. Auf der politischen Ebene scheint das jedenfalls nicht zu stimmen. (wst)