Trinkwasser aus der Luft
In vielen Ländern mit Wassermangel herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit. Daraus will der Forscher Edgar RodrĂguez Trinkwasser gewinnen.
(Bild: Roberto Verzo / Flickr / cc-by-2.0)
In vielen Regionen Lateinamerikas beträgt die Luftfeuchtigkeit bis zu 100 Prozent. Das brachte Edgar RodrĂguez auf eine Idee, berichtet Technology Review: Warum nicht daraus Trinkwasser gewinnen? Das wertvolle Gut wird weltweit knapp. Laut Studien der Vereinten Nationen (UNO) werden im Jahr 2025 voraussichtlich zwei Drittel der Erdbevölkerung unter Wasserknappheit leiden. 1,8 Milliarden Menschen haben dann schätzungsweise ĂĽberhaupt keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser mehr. RodrĂguez, ein 30-jähriger Ingenieur an der Universidad Nacional AutĂłnoma in Mexiko, will das nicht akzeptieren.
Er arbeitet an einem Kondensator, auch Kondensor genannt, der aus Luftfeuchtigkeit mittels Sonnenenergie Trinkwasser gewinnt. In einem schwarzen Kamin werden dazu mehrere feinmaschige Filter installiert. Scheint die Sonne auf die schwarze Oberfläche des Kamins, heizt sich die Luft darin auf.
100 Liter pro Tag
Die warme und feuchte Luft steigt auf und strömt zuerst durch einen Reinigungsfilter, bevor sich die Feuchtigkeit als Tropfen an immer feinmaschigeren Netzen oben im Kamin niederschlägt. Das entstandene Wasser wird anschließend aufgefangen. Bei Sonnenschein und hoher Luftfeuchtigkeit kommen dabei bis zu 100 Liter pro Tag zusammen.
Die Gewinnung von Luftfeuchtigkeit als Trinkwasser an sich ist nicht neu. "Sie wurde bereits in Ländern wie Peru erprobt", erklärt RodrĂguez. Dort stehen die Anlagen an sehr windigen Orten hoch in den Anden. Denn eine hohe und gleichförmige Luftströmung ist Voraussetzung fĂĽr diese Art der Kondensation.
Bei anderen Systemen wird die Luft fĂĽr die Kondensation oft gekĂĽhlt. Das geschieht häufig mit Kompressoren, die viel Energie verbrauchen und daher nicht besonders effizient sind. RodrĂguez' Technik dagegen arbeitet völlig autark. Sie kann ĂĽberall eingesetzt werden, wo die Sonne scheint, und verbraucht keine zusätzliche elektrische Energie. (bsc)