Nach VW-Skandal: Manipulationsvorwurf bei Unterhaltungselektronik

Messergebnisse durch illegale Anpassung der Betriebsmodi zu schönen, scheint nicht nur in der Autobranche üblich. Nach dem Diesel-Skandal bei VW stehen nun TV-Hersteller unter Manipulationsverdacht, darunter der Elektronik-Riese Samsung.

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Der VW-Skandal zieht Kreise, diesmal in der Elektronikbranche. Aktuell wehrt sich Samsung gegen einen Schummel-Verdacht bei Energie-Tests seiner Fernseher. Der weltgrößte Hersteller von TV-Geräten wies allerdings den Vorwurf zurück, eine Funktion seiner Fernseher diene dazu, den Stromverbrauch in Tests zu drücken. Das Verfahren mit dem Namen "Motion lighting" senkt die Bildschirm-Helligkeit, wenn Bewegungen dargestellt werden. Samsung betonte am Donnerstag, dass die Funktion auch bei verkauften Fernsehern standardmäßig aktiviert sei. Sie schalte sich aber ab, wenn die Nutzer die Einstellungen änderten.

Der britische Guardian hatte am Donnerstag unter Berufung auf noch unveröffentlichte Labor-Tests geschrieben, durch die Funktion hätten Samsung-Fernseher in Tests weniger Energie verbraucht als im realen Betrieb.

Leistungsmessung nach IEC (3 Bilder)

LCD-TV mit dynamischer Helligkeitsanpassungen: Die Leistungsaufnahme hängt stark vom Bildinhalt ab, je heller die Szene, desto höher der Energiebedarf.
(Bild: ComplianTV)

Ingenieure am VDE waren im vergangenen Jahr auf solche Manipulationen gestoßen; sie nannten in der Präsentation ihrer Ergebnisse zunächst aber keine Herstellernamen. Gemeinsam mit Institutionen aus sieben europäischen Ländern hatte der VDE eine Studie zur Überprüfung und Konkretisierung der Energiemessungen gemäß IEC 62087 (Internationale Elektrotechnische Kommission) aufgelegt.

In ihren Messereihen hatten die Forscher festgestellt, dass einige TVs ihre Leistungsaufnahme stark reduzierten, sobald sie das von der IEC herausgegebene Video zur Leistungsmessung anzeigten. Dies erfolgte über die Reduzierung der Displayhelligkeit. Das genormte IEC-Video enthält typisches Material von TV-Ausstrahlungen weltweit und soll der Vereinheitlichung von Energiemessungen dienen. Es wird von sehr vielen Testlaboren genutzt, so auch von c't.

In Energiemessungen variieren die Messkurven typischerweise je nach Bildinhalt und Displaytyp: Bei einem LCD-TV mit dynamischer Helligkeitsanpassung schwankt der Energiebedarf stark mit dem Bildinhalt. So sinkt er bei insgesamt dunklen Szenen (im Video beispielsweise Tänzerinnen auf einer Probenbühne), bei hellen Sequenzen (im Video eine Zugfahrt) schnellt er in die Höhe. Als Energiebedarf wird dann der Mittelwert über einen Messzeitraum von mindestens 10 Minuten angegeben. Bei TVs ohne dynamische Backlight-Anpassung variiert die Messkurve während der Messung nur um wenige Zehntelwatt. Anders bei den manipulierten Geräten im ComplianTV-Test: Hier sackte die Leistungsaufnahme kurz nach Beginn der Messung rigoros auf den geringeren (Mittel-)wert.

Auch die schwedische Energie-Agentur berichtete in diesem Jahr, dass einige Fernseher die vorgeschriebenen Test-Videos erkennen und sich darauf einstellen könnten. Aber auch sie nannte bislang keine Herstellernamen. (mit Material der dpa) / (uk)