Vielen deutschen Dot.Coms geht bald das Geld aus
Rund einem Drittel der Internet-Unternehmen, die am Neuen Markt in Deutschland notiert sind, geht bald das Geld aus, meint die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsfirma PricewaterhouseCoopers.
Rund einem Drittel der Internet-Unternehmen, die am Neuen Markt in Deutschland notiert sind, geht bald das Geld aus. Das ist das Ergebnis einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsfirma PricewaterhouseCoopers, berichtet der Spiegel in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe. Demnach geraten in den kommenden drei Jahren 20 von 56 untersuchten Online-Firmen in Finanznot. Bei vier Unternehmen reicht das Kapital sogar nur noch sechs Monate. Vor allem Software- und E-Commerce-Firmen stehen auf der Kippe: Neun der 20 untersuchten Softwarehersteller und acht der 17 E-Commerce-Dienstleister bekommen innerhalb von 36 Monaten Liquiditätsprobleme, meinen die Marktforscher.
Die Euphorie der Analysten für die New Economy weicht damit offensichtlich auch hier zu Lande realistischeren Einschätzungen – nicht mehr jedes Startup, dass sich mit dem Begriff "Internet" schmückt, wird jubelnd begrüßt. Bereits nach der Pleite des Internet-Händlers Boo.com prophezeite PricewaterhouseCoopers den britischen Online-Firmen eine ähnliche Zukunft wie jetzt den deutschen Unternehmen. Und Forrester Research begründete die Einschätzung, die meisten der amerikanischen E-Commerce-Plattformen würden bis Ende 2001 wieder verschwunden sein, mit wackeligen Finanzierungskonzepten, Kapitalflucht von Investoren und wachsende Konkurrenz im elektronischen Handel. Michael D. Fleischer, Chef der amerikanischen Marktforscher Gartner Group, ließ sogar verlauten, 95 bis 98 Prozent aller reinen Internet-Firmen würden die nächsten beiden Jahre nicht überleben.
After the Goldrush: So kann man die Stimmung unter Dot.Coms und Martkforschern momentan wohl beschreiben. Immer mehr werden die Firmen der New Economy an Umsätzen, Gewinnchancen und Geschäftsaussichten beurteilt – und nicht nur danach, ob die Internet-Euphorie ihre Aktienkurse in die Höhen treibt oder ob sie das Geld der Anleger schneller verbrennen als es nachfließt, um ihre vermeintlich einzige Chance zu nutzen, nämlich möglichst viele Geschäftsfelder im Internet möglichst schnell zu besetzen. (jk)