EMI und Time Warner verschieben Fusion

EMI und Time Warner reagieren auf das drohende Verbot ihres Zusammenschlusses durch die EU-Kommission mit einer vorläufigen Aussetzung ihrer Fusionspläne.

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Von
  • Christian Rabanus

Die Fusion des britischen Musikkonzerns EMI und der Warner Music Group (WMG), dem Musik-Arm des Medienkonzerns Time Warner, ist vorerst gescheitert. EMI und Time Warner zogen gestern ihre Fusionsanmeldung bei der Europäischen Kommission zurück. Sie reagieren damit auf die anhaltenden Bedenken der europäischen Wettbewerbshüter, dass ein fusionierter Konzern EMI/WMG eine zu dominierende Marktposition in Europa einnehmen würde.

Offensichtlich haben die fusionswilligen Konzerne die Hartnäckigkeit von Wettbewerbskommissar Mario Monti unterschätzt. Innerhalb der ihnen eingeräumten Frist legten sie kein überzeugendes Konzept vor, mit dem sie die Bedenken der Kommission zerstreuen konnten. Das Angebot vom letzten Wochenende, wirklich wichtige Labels wie Virgin Records zu verkaufen, kam zu spät und war offensichtlich nicht ausgereift genug, um die EU-Kommission umzustimmen. Da die Konzerne ein Verbot der Fusion nicht riskieren wollten, legten sie ihre Pläne zunächst auf Eis.

Allerdings haben EMI und Time Warner ihre Pläne noch nicht ganz aufgegeben. Eric Nicoli, Chairman von EMI, sagte dem Wirtschaftsdienst Bloomberg, dass man mit dem Rückzug vor allem Zeit gewinnen wolle, um eine Lösung für die Bedenken der Wettbewerbshüter in der Kommission und in den USA zu erarbeiten. Man wolle auf jeden Fall die Gespräche über eine Fusion mit den Behörden fortsetzen. Die EU-Kommission will im Laufe des Tages noch zu den zurückgezogenen Fusionsplänen Stellung nehmen. Die Absicht von AOL, den Medienkonzern Time Warner zu schlucken, die ebenfalls von der EU untersucht wird, ist aber offensichtlich vom Rückzug des Fusionsantrags mit EMI nicht betroffen. In diesem Fall äußerte die EU-Kommission bislang auch weit weniger Bedenken als bei der geplanten Zusammenlegung von EMI und WMG. (chr)