Mobilcom-Chef: "Telekom befand sich in Interessenkonflikt"
Die Katerstimmung die sich teilweise unter den Gewinnern der UMTS-Lizenzversteigerung breit macht, fĂĽhrt im Nachhinein zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Beteiligten.
Die Katerstimmung, die sich teilweise unter den Gewinnern der UMTS-Lizenzversteigerung breit macht, führt im Nachhinein zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Beteiligten. Der Chef der Telefongesellschaft Mobilcom, Gerhard Schmid, erhebt schwere Vorwürfe gegen die Deutsche Telekom. Als mehrheitlich im Staatsbesitz befindliches Unternehmen habe die Telekom bei der Auktion vergangene Woche in einem "Interessenkonflikt" gestanden, sagte Schmid in einem Interview mit dem Stern. "Warum bietet die Telekom erst immer weiter und hört dann plötzlich auf? Die Telekom hat den Wahnsinn befördert!", meint Schmid. "Wenn Ron Sommer das Ergebnis der Auktion 'optimal' nennt, meint er wohl den optimalen Preis für seinen Haupteigentümer, den Bund."
Ähnliche Vorwürfe waren auch schon von anderen Beteiligten an der UMTS-Auktion zu hören, etwa von Viag Interkom. Die Telekom hatte nach der Auktion für sich Anspruch genommen, sie habe dadurch, dass sie sich doch mit zwei Frequenzpaketen in der ersten Auktions-Runde begnügt habe, dem "drohenden Wahnsinn" ein Ende gemacht. Beobachter sprachen aber schon vor den letzten Runden der Versteigerung davon, Mannesmann Mobilfunk, die einzige Firma, die neben T-Mobil noch auf drei Frequenzpakete aus war, habe schon zuvor signalisiert, man wolle sich mit zwei Paketen begnügen – die Telekom sei aber nicht darauf eingestiegen.
Schmid deutete im Gespräch mit dem Stern an, dass er sich vorstellen könne, die Leitung von Mobilcom künftig in andere Hände abzugeben. Es könne so weit kommen, dass der deutsche Markt für Telefongesellschaften zu klein sei. Deshalb habe sich Mobilcom über die Verbindung mit France Telecom in einen europäischen Konzern eingeklinkt. "Wenn es sich herausstellt, dass ein solches Unternehmen besser von einem Konzernlenker geführt werden kann, bin ich der Letzte, der diesen Job weiter machen will", sagte Schmid. Dann werde er "das tun, was ich kann: für Mobilcom neue Märkte erschließen". Die France Telecom hält sich allerdings noch etwas bedeckt: Zwar hatte der französische Konzern eine Beteiligung von 28,5 Prozent an Mobilcom erworben, will sich darüber hinaus aber an den Kosten für die UMTS-Lizenz in Deutschland vorerst nicht beteiligen. France Telecom kündigte sogar verstärktes Interesse an, die finnische Gesellschaft Sonera zu übernehmen, die zusammen mit der spanischen Telefonica im Konsortium 3G ebenfalls eine UMTS-Lizenz hier zu Lande erworben hat. Telekom-Chef Ron Sommer, den Schmid nun heftig angriff, erklärte vor wenigen Tagen, die hohen Kosten für die UMTS-Lizenzen würden zu weiteren Fusionen und Übernahmen in der Branche führen.
Zwar rechnet auch Schmid mit einem Erfolg des Mobilfunks der dritten Generation, ähnlich wie Mannesmann sieht er aber einen harten Wettbewerb auf die Anbieter zukommen. Für den UMTS-Markt rechnet der Mobilcom-Chef allein in Deutschland mit 100 Millionen Kunden im Jahr 2010: "Dann hat jeder sein eigenes Handy, dazu kommt ein Familiengerät, eins im Auto und ein Firmen-Telefon." Mobilcom strebe einen Marktanteil von 15 Prozent an. In seinem Businessplan rechnet Schmid "mit mehr als 100 Mark monatlichem Umsatz pro Kunde". Auch Werbung auf dem Handy sei künftig möglich. Wenn etwa McDonald's seine Produkte über ein UMTS-Handy anbiete, "dann könnten wir am Umsatz beteiligt sein, zum Beispiel an jedem Hamburger 20 Pfennig verdienen", meinte der Mobilcom-Chef. Von der Konkurrenz anderer UMTS-Anbieter werde sich sein Unternehmen auch über den Preis absetzen. "Wir waren der Festnetz-Aldi, wir werden der UMTS-Aldi." (jk)