Persönliche Note
Wenn Windows immer gleich aussieht, wird es irgendwann langweilig. Abwechslung in die Bude bringt, wer ab und an den Desktop kräftig aufschüttelt, ihn mit einem neuen Design aufpeppt, praktische Funktionen nachrüstet und an der Ergonomie feilt - schon arbeitet es sich besser ... und in schickerem Ambiente.
Viele Anwender haben sich über die Jahre am Windows-XP-Look satt gesehen. Kein Wunder also, dass nach dem PC-Modding, dem Verschönern von Hardware, nun auch das Desktop-Modding in Mode gekommen ist. Neben individuellem Aussehen und bunten Gimmicks zählen für die Desktop-Modder vor allem neue Funktionen und ein ergonomischerer Umgang mit ihrem System. Den neuen Funktionen widmen wir uns im Artikel auf Seite 92, c't 08/05, der so genannte Widgets unter die Lupe nimmt - hübsche, auf dem Desktop haftende Applikationen etwa zur Anzeige von Systeminformationen, Wetterinfos oder Newsfeeds. Der Ergonomie helfen wir ab Seite 98 mit Skripten auf die Sprünge, die den Umgang mit Windows erleichtern und beschleunigen.
Doch hübsch der Reihe nach: Zum Aufpeppen gehört natürlich zuallererst die visuelle Umgestaltung. Die bringt zwar keine Performance, dafür aber manch erstaunten Blick und das gute Gefühl, ein wirklich individuelles Windows zu nutzen. Alle im Folgenden genannten Programme finden Sie entweder auf der beiliegenden Heft-CD (siehe Tabelle auf S. 91, c't 08/05) oder über den Soft-Link im Internet.
Schön von Anfang an
Mit den richtigen Hilfsmitteln kann man schon den Bootvorgang von Windows verschönern. Die Freeware Bootskin der Firma Stardock tauscht die Windows-Startgrafik aus und passt Position sowie Farben der Fortschrittsanzeige beim Booten an - ohne dabei den gefährlichen Weg über das Patchen des Windows-Kernels zu gehen, wie es andere Programme tun.
Eigene Bootscreens erzeugt man einfach mit Hilfe der Vorlagen im Skins-Verzeichnis der Applikation. Als Hintergrundbild für den Startbildschirm dienen sechzehnfarbige Bitmaps in der Auflösung 640 x 480. Die INI-Datei, die ebenfalls im Skins-Ordner liegen muss, definiert den Rest selbsterklärend:
Screen = Hintergrund.bmp ProgressBar = Fortschritt.bmp ProgressBarX = 241 ProgressBarY = 400 ProgressBarWidth = 200
Die Grafiken für den Fortschrittsbalken (ProgressBar) sind ebenfalls auf 16 Farben beschränkt.
Auch die Freeware Logon Studio stammt von Stardock. Sie dient dem Auswechseln der Willkommenseite. Auf Wunsch wählt Logon Studio für jeden Anmeldevorgang ein komplett anderes Design. Das Programm bringt zudem einen Editor zum Bearbeiten und Erstellen eigener Anmeldebildschirme mit.
Im Hintergrund
Der einfachste Weg, dem Windows-Desktop eine persönliche Note zu verleihen, besteht darin, das Hintergrundbild (Wallpaper) auszuwechseln. Windows XP akzeptiert längst nicht mehr nur Bitmaps, sondern auch JPG- oder GIF-Bilder. Einfach in der Systemsteuerung unter Anzeige zum Register Desktop wechseln, auf Durchsuchen klicken, zur besseren Übersicht im Öffnen-Dialog oben rechts auf die Miniaturansicht umstellen und Bild aussuchen.
Schwieriger ist es oft, überhaupt ein passendes Bild zu finden. Für den persönlichen Bedarf kann man die Bildersuchmaschinen von Google, Altavista oder MSN bemühen. Sie eignen sich bestens, um bestimmte Motive in ausreichender Größe direkt zu finden oder aber zumindest Websites ausfindig zu machen, die weitere Bildersammlungen enthalten. Unter den Millionen Suchtreffern sollte eigentlich für jeden etwas dabei sein.
Zum Optimieren der Suche lässt sich die Größe der Bilder etwas genauer definieren. Während Google und MSN lediglich klein, mittel und groß unterscheiden, kann man bei Altavista unter „Größen“ ausdrücklich nach Hintergrundbildern oder speziellen Formaten suchen, etwa 2048 x 768 für Dual-Monitor-Betrieb (beim Einrichten ist dann die Ausrichtung „Nebeneinander“ auszuwählen).
Passt zwar das Seitenverhältnis des auserkorenen Hintergrundbildes, aber nicht dessen Größe, kann man Windows den Job überlassen, es zurechtzuskalieren, wenn man beim Einrichten des Hintergrundbildes unter Anzeige/Desktop als Ausrichtung „gestreckt“ auswählt. Allerdings sollte das Bild nicht allzu viel kleiner sein als die Bildschirmauflösung, sonst gerät der Hintergrund durch das starke Vergrößern schnell pixelig.
Stimmt das Seitenverhältnis des Bildes nicht mit dem des Monitors überein, verzerrt Windows das Bild. Wer das vermeiden möchte, kommt um den Einsatz einer Bildbearbeitung nicht herum. Damit kann man dann das Bild auf ein passendes Seitenverhältnis zurechtschneiden. Alternativ kann man oben und unten oder links und rechts einen Trauerrand hinnehmen. Immerhin können Sie sich dessen Farbe aussuchen, und zwar ebenfalls in der Systemsteuerung unter Anzeige/Desktop.
Ständiger Tapetenwechsel
Wen immer nur das gleiche Bild auf dem Desktop langweilt, der kann das Auswechseln einem Programm wie dem Background Changer überlassen. Damit kann man einstellen, welche Bilder in welchem Rhythmus und mit welcher Ausrichtung auf dem Schirm erscheinen sollen. Für die Umsetzung sorgt dann bcservice.exe, das nach dem ersten Start als Tray-Icon auftaucht und sich auch als Autostart einträgt (zu ändern im Systemkonfigurationsprogramm, das nach Eingabe von „msconfig“ im Startmenü unter Ausführen startet).
Bewegung, bitte
Der Desktop kann aber viel mehr als nur statische Bildchen darstellen. So lassen sich dort Websites ablegen, auf denen man dann surfen kann. Dazu klicken Sie in der Systemsteuerung unter Anzeige/Desktop auf „Desktop anpassen“ und dann oben auf den Reiter „Web“. Unter „Neu“ tippen Sie die URL der gewünschten Website ein. Anschließend legt Windows eine Offline-Kopie an; das ist praktisch, wenn man nicht ständig online ist. Nach dem Klicken auf „OK“ und „Übernehmen“ klebt Windows die Website zunächst noch im Briefmarkenformat auf den Desktop. Verweilt man am oberen Rand der Briefmarke kurz mit der Maus, taucht eine Titelzeile auf, in der sich ganz links ein kleiner Pfeil befindet. Ein Klick darauf fördert ein kleines Menü zu Tage, in dem sich auch „Desktop bedecken“ findet - fertig.
Sinnvollerweise sollte man die Desktop-Icons ausblenden, wenn man eine Website als Desktop-Hintergrund verwenden will. Dazu klickt man mit der rechten Maustaste auf eine freie Stelle des Desktops, auf der keine Website liegen darf (notfalls Größe temporär anpassen) und entfernt das Häkchen vor „Symbole anordnen nach/Desktopsymbole anzeigen“. Alternativ kann man auch an gleicher Stelle den Platz auf dem „Desktop mit Symbolen aufteilen“.
Recht spaßig sind animierte Desktop-Hintergrundbilder. Am einfachsten lassen sich GIF-Dateien einbinden, doch prächtiger sieht es aus, wenn man Bildschirmschoner als Hintergrund definiert. Das erledigt das Open-Source-Projekt „Vital Desktop“. Wer nun noch den Bildschirmschoner „Diashow eigener Bilder“ (ssmypics.scr) einsetzt, erhält auf diese Weise auch nette Übergangseffekte. Sollen es stattdessen lieber ständig wechselnde Websites sein, hilft der Bildschirmschoner „WebFlash“. Aber Vorsicht, die Programme sorgen teilweise für erhebliche CPU-Last. Erst wenn ein Programm den Desktop komplett bedeckt, stoppt Windows das aufwendige „Hintergrundschonen“.
VerkleidungskĂĽnstler
Auch der Windows-Desktop selbst bietet verschiedenste Ansatzpunkte für eine Design-Auffrischung: Im einfachsten Fall ändert man in den „Eigenschaften von Anzeige“ das Windows-Design. Doch leider hat Microsoft allzu großer Kreativität einen Riegel vorgeschoben, denn wie bereits in [1] beschrieben, ist Windows XP von Haus aus stoisch auf seine mitgelieferten oder von Microsoft angebotenen grafischen Stile (.msstyles) fixiert.
Patcht man jedoch die Datei \windows\system32\uxtheme.dll, kann man Windows XP auch Stilvorlagen (Visual Styles) Dritter schmackhaft machen. Dummerweise ändert Microsoft die uxtheme.dll mit quasi jeder Release, so etwa mit den Service Packs und anderen Updates. Für XP mit Service Pack 2 muss man mit einem Hex-Editor bei Offset 0x0001BB8C die folgende Byte-Folge austauschen:
"81 EC 88 00 00 00 A1 18" -> "33 F6 8B C6 C9 C2 08 00"
Diese Änderungen sollte man an einer Kopie der uxtheme.dll vornehmen, die man anschließend, tapfer die Nörgelei des Windows-Dateischutzes ignorierend, über das Original kopiert.
Ganz ohne Hexeditor klappt es mit dem UxTheme MultiPatcher 3.0.4 (siehe Soft-Link). Er patcht die uxtheme.dll aller offiziellen deutschen XP-Versionen inklusive Service Packs sowie Windows 2003 Server. Ein Nachteil des Patchens: Bringt ein Windows-Update eine neue uxtheme.dll mit, ist das eigene Design erst mal futsch - bis zum nächsten Patch. Probleme können auch auftreten, wenn Windows zwecks Selbstheilung einen System File Check anstößt und dieser auf die gepatchte Datei trifft [2].
Literatur
[1] Clemens Gleich, Tapetenwechsel, Neue Bitmap-Kleider fĂĽr den Windows-Kaiser XP, c't 11/02, S. 144
[2] Axel Vahldiek, Gerrit Grunwald, Selbstheilungskräfte, Wie Windows 2000 und XP sich selbst reparieren, c't 26/03, S. 102
| "Windows aufgepeppt" | |
| Weitere Artikel zum Thema Windows aufgepeppt finden Sie in der c't 8/2005: | |
| Look & Feel von Windows XP optimieren | S. 84 |
| Widgets: Miniprogramme auf den Desktop holen | S. 92 |
| NĂĽtzliche Funktionen per Skript nachrĂĽsten | S. 98 |
(axv)