PC-Bausteine
Das Jahr 2006 hat den Siegeszug der Doppelkern-Prozessoren gebracht - Einzelkerne sind nur noch Billigware. Wir zeigen, was sonst noch einen zeitgemäßen PC ausmacht, der auch Windows Vista standhält.
Bei der Auswahl von PC-Komponenten ist im Laufe des Jahres 2006 manches einfacher geworden und anderes schwieriger. Leicht gemacht haben AMD und Intel die Entscheidung für einen Doppelkern-Prozessor: Athlon 64 X2 und Core 2 Duo bieten viel Rechenleistung bei akzeptablem Energiebedarf. Schwieriger geworden ist hingegen die Auswahl einer Grafikkarte: Von der kommenden DirectX-10-Generation sind bisher erst teure Vorreiter erschienen. Zusätzliche Verunsicherung bringen Windows Vista und neue HD-Video-Standards: Braucht man dafür schon eine Grafikkarte mit HDMI-Buchse?
Sind solche Entweder-Oder-Fragen geklärt, bleiben noch zahllose technische Details übrig: Welche Kapazität sollen Hauptspeicher und Festplatte haben? Wie kräftig muss das Netzteil sein? Welche Funktionen und Anschlüsse soll das Mainboard mitbringen? Was muss alles ins Gehäuse passen und wie laut darf der komplette Rechner sein? Und zum Schluss bleibt zu klären, ob man seine Hardware-Wunschkombination selbst zusammenschrauben möchte, ob man einen Fachhändler damit beauftragen will oder ob man doch lieber ein Komplettgerät von der Stange kauft.
Unsere PC-Kaufberatung liefert viele Tipps und Informationen zur aktuellen Desktop-Rechner-Hardware. In diesem ersten Artikel beleuchten wir den Stand der Technik, anschließend beschreiben wir zwei von uns ausprobierte Konfigurationsbeispiele. Ab Seite 120 untersuchen wir einige Variationsmöglichkeiten der Selbstbau-PCs, die ihre Qualitäten schließlich im Vergleich mit drei Komplettsystemen unter Beweis stellen müssen (c't 26/2006, S. 126).
Leistungsträger
PC-Bauteile sind umfassend standardisiert - das macht sie einander ähnlich und leicht austauschbar. Das wiederum fördert Anbieter-Konkurrenz und sorgt für kräftigen Preisdruck. Billiger wird die PC-Technik auch durch die sinkende Zahl der Bauteile, die jeweils immer mehr Funktionen enthalten. Deshalb bestimmen heute nur noch wenige zentrale Komponenten die Performance eines typischen x86-PC maßgeblich. Das wichtigste Bauteil ist der Hauptprozessor, die sogenannte CPU (Central Processing Unit). Hier dominieren die Hersteller AMD und Intel. Ob im PC ein Athlon, Sempron, Pentium, Core 2 oder Celeron steckt, ist für die grundsätzliche Funktion von Betriebssystem und Anwendungsprogrammen unerheblich. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel: Setzt man einen veralteten Prozessor ohne 64-Bit- oder SSE2-Erweiterungen ein, lassen sich x64-Betriebssysteme oder manche brandneuen Applikationen nicht installieren.
Die neuen Doppelkern-Prozessoren versprechen Mehrleistung: Einige neuere Anwendungsprogramme profitieren direkt davon, indem sie beide Kerne auslasten [1]; in vielen anderen Einsatzszenarien fĂĽhlt sich der PC subjektiv flotter an, weil das Betriebssystem parallel laufende Aufgaben auf mehrere Rechenwerke verteilt. Dank Einstiegspreisen ab etwa 150 Euro und moderatem Stromdurst kann man die Vorteile der Kern-Tandems ohne groĂźe Nachteile ausnutzen.
Seit Mitte des Jahres steckt AMD seine Desktop-PC-Prozessoren in Gehäuse für die sogenannte AM2-Fassung; zuvor waren Sockel-939- und Sockel-754-CPUs aktuell. Die AM2-Prozessoren sind ausschließlich für DDR2-Speicher ausgelegt, als weitere Neuerung bringen sie eine Befehlssatzerweiterung für virtuelle Maschinen mit. AM2-CPUs bringen kaum mehr Rechenleistung als ihre Sockel-939-Vorgänger, weshalb das Nummerierungsschema in den Typenbezeichnungen unverändert blieb.
Wesentlich tiefergehende Umwälzungen hat Intel seiner Produktpalette angedeihen lassen: Die für ihren hohen Energiebedarf viel gescholtene NetBurst-Technik von Pentium 4 und Celeron gehört zum alten Eisen, seit Ende Juli mit dem Core 2 Duo die „Core“-Mikroarchitektur erschienen ist. Die auch unter dem Codenamen Conroe bekannten Desktop-PC-Prozessoren stecken zwar wie ihre Vorgänger in LGA775-Gehäusen, rechnen aber bereits bei deutlich geringerer Taktfrequenz schneller als jene und schlucken viel weniger Strom.
Ungefähr gleich teure Ausführungen der Dual-Core-Kontrahenten Core 2 Duo und Athlon 64 X2 liegen im direkten Performance-Vergleich ziemlich dicht beieinander, bei gleicher Taktfrequenz ist der Core 2 Duo schneller.
Die Spitzenmodelle der AMD- und Intel-Prozessorfamilien - Athlon 64 FX und Core 2 Extreme - zielen auf Workstations und Spiele-PCs mit mehreren Grafikkarten, die von Preis, Leistungsaufnahme und Geräuschentwicklung her weit oberhalb eines vernünftigen Alltags-PC rangieren.
Sparstrumpf
Am anderen Ende der Performance-Skala stehen die Billig-Prozessoren Sempron und Celeron D für Kampfpreis-Heimrechner. Achtung: Die billigsten Versionen des Auslaufmodells Pentium 4 hat Intel derart stark beschnitten, dass sie sogar hinter die schnellsten Celerons zurückfallen. Vom Doppelkern Pentium D gibt es Varianten mit reduziertem Funktionsumfang, die zurzeit häufig in Schnäppchen-Angeboten auftauchen. Wegen des hohen Energiebedarfs dieser Prozessoren sind damit bestückte PCs tendenziell lauter. Das gilt auch für Rechner mit Pentium 4 oder Celeron D. Intel hat von Celeron D und Pentium 4 6xx 65-Watt-Versionen angekündigt, die aber noch nicht im Handel sind. Wer auf Rechenleistung verzichten kann, nimmt statt eines Billig-Prozessors von Intel lieber einen AMD Sempron. Auch die Athlon-64-Einzelkerne sind zurzeit nicht teuer.
Mobilprozessoren und 2,5-Zoll-Festplatten benötigen deutlich weniger Energie als Standard-Bauteile und scheinen sich damit auch für sparsame und leise Desktop-Rechner zu eignen. Dort wird ihr besonderes Spar-Potenzial aber schnell von anderen Komponenten aufgezehrt: Einige Desktop-PC-Chipsätze benötigen bereits über 20 Watt Leistung, Grafikkarten der oberen 3D-Mittelklasse schlucken unter Volllast mehr als aktuelle Dual-Core-Prozessoren. Wer Notebook-artige Sparsamkeit sucht, kauft am besten auch gleich einen Mobilrechner [2], bei dem das gesamte Konzept auf niedrigen Energiebedarf getrimmt ist.
Für sparsame Desktop-PCs liefert AMD „Energy-Efficient“-(EE-)Varianten des Athlon 64 X2, die mit 65 Watt maximal so viel schlucken wie die Core-2-Prozessoren von Intel. Noch genügsamer sind die Einzelkerne Athlon 64 und Sempron, die zusätzlich zum Kürzel EE die Buchstabenkombination SFF (Small Form Factor) im Namen tragen und maximal 35 Watt benötigen; als zurzeit einzigen Doppelkern gibt es den Athlon 64 X2 3800+ in einer EE-SFF-Version.
In der Praxis erreichen sowohl Core 2 Duo als auch Athlon 64 X2 ihre nominelle Leistungsaufnahme sehr selten oder nie; fĂĽr den mittleren Energiebedarf ist eher die Leistungsaufnahme ohne Last interessant, der sogenannte On/Idle-Wert. Mittels Enhanced Intel SpeedStep Technology (EIST) beziehungsweise der Cool-and-Quiet-Technik von AMD senken alle aktuellen Doppelkerne dann ihre Taktfrequenz und Betriebsspannung. In diesem Betriebsmodus sind die Desktop-PC-Prozessoren von AMD sparsamer als jene von Intel.
Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 26/2006.
Literatur
[1] Peter-Michael Ziegler, Probe aufs Exempel, Highend-PCs verschiedener Jahrgänge im Praxistest, c't 22/06, S. 152
[2] Florian Müssig, Jörg Wirtgen, Günstige Mobile, Notebooks von 12 bis 17 Zoll unter 1000 Euro, c't 25/06, S. 130
| "Der optimale PC" | |
| Artikel zum Thema "Der optimale PC" finden Sie in der c't 26/2006: | |
| Bausteine: Die aktuelle PC-Technik | S. 106 |
| Blaupausen: Zwei leise und flotte Desktop-PCs | S. 112 |
| Pimp my PC: Feintuning fĂĽr besondere Anforderungen | S. 120 |
| Streitfrage: Selbstbau oder Komplettkauf? | S. 126 |
| Ansichtssache: Der passende LCD-Monitor | S. 132 |
(ciw)