BKA-Herbsttagung: Pariser Anschläge durch "Steuerung gut ausgebildeter Täter"

Wie können Prävention und Repression mit dem internationalen Terrorismus Schritt halten? Diese Frage beschäftigt die deutschen Kriminalisten auf der Herbsttagung des Bundeskriminalamtes.

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Paris, Eiffelturm
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Von
  • Detlef Borchers

Laut BKA-Chef Holger Münch gibt es keine Erkenntnisse, dass Jihadisten die "Flüchtlingsströme" nutzten, um Terroristen einzuschleusen

(Bild: Detlef Borchers / heise online)

Zur Eröffnung der Herbsttagung des Bundeskriminalamts begründete BKA-Chef Holger Münch die erfolgte Absage des Spiels der deutschen Fußballbationalmannschaft in Hannover mit einem ernst zu nehmenden konkreten Hinweis, den er nicht öffentlich nennen könne. Darüber hinaus gebe es aber keine Hinweise auf Anschläge in Deutschland, nur eine erhöhte Gefährdungslage.

Zu den Anschlägen in Paris habe das Bundeskriminalamt 120 Hinweise erhalten, die ausgewertet würden. Die Anschläge selbst seien ein deutliches Zeichen der Eskalation. Sie seien die ersten ihrer Art, bei denen man von einer Steuerung offensichtlich gut ausgebildeter Täter sprechen könne.

Zu den Anschlägen in Paris

Man habe derzeit Erkenntnisse zu 750 Personen aus Deutschland, die Richtung Syrien und Irak gereist seien. Unter ihnen würde sich ein Fünftel Frauen befinden. Ein Drittel dieser Ausgereisten befinde sich wieder in Deutschland.

Münch betonte, dass bisher keine belastbaren Erkenntnisse vorliegen, dass Jihadisten die "Flüchtlingsströme" nutzten, um Terroristen einzuschleusen. Die Flüchtlinge müssen nach Meinung des BKA-Chefs schnellstmöglich mit Integrationsmaßnahmen Sicherheit und Halt finden.

Die Anwerbeversuche radikaler Gruppen seien ein "enormes Problem", dem Deutschland dadurch begegnen könne, dass es das "Lebensklima" nicht verändere und seinen offenen und toleranten Lebensstil beibehalte.

Daneben sei die Integration das Thema Nummer 1: "Wenn sich nach allen Strapazen, die ein Flüchtling auf sich nimmt, Hoffnungen nicht erfüllen, wächst die Gefahr, dass Anwerbeversuche gelingen und ein Radikalisierungsprozess beginnt."

Diese Radikalisierungsprozesse stehen im Mittelpunkt vieler BKA-Forschungen, weil sie immer schneller ablaufen würden. "Uns beschäftigt, inwieweit solche Radikalisierungsprozesse beobachtbar ablaufen, hier müssen wir gegebenenfalls unsere Systeme nachschärfen", erklärte Münch die Arbeit seiner Beamten im Internet und in den sozialen Netzwerken.

Die globale Vernetzung islamistisch motivierter Täter müsse fortlaufend analysiert und überwacht werden. Details zu dieser Arbeit mochte der BKA-Chef nicht nennen, der genau vor einem Jahr in sein Amt eingeführt wurde. (jk)