Die Telekom verliert im UMTS-Markt an Boden

Für die Deutsche Telekom bleibt der europäische UMTS-Mobilfunkmarkt ein Flickenteppich.

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Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Für die Deutsche Telekom bleibt der europäische UMTS-Mobilfunkmarkt ein Flickenteppich. Nach dem Verzicht auf eine Bewerbung um die begehrten Lizenzen der dritten Handy-Generation in Frankreich steht Europas größter Telekommunikationskonzern bereits in einem dritten bedeutenden Markt mit leeren Händen da. Zuvor war das Unternehmen in Spanien nicht zum Zuge gekommen und hatte sich in Italien erst gar nicht um eine Lizenz beworben. Auch in der Schweiz steht der Konzern ohne UMTS-Lizenz da.

"Die Strategie der Telekom ist nicht aufgegangen", kommentiert Hans Huff, Telekom-Analyst der Berliner Bankgesellschaft, den Rückzug nüchtern. Theo Kitz von der Münchner Merck Finck & Co. Privatbankiers nennt die Entscheidung enttäuschend. Frankreich sei eines der wichtigsten UMTS-Länder in Europa. Dabei verweist der Telekom-Analyst besonders auf den extrem hohen Telefon- und Datenverkehr zwischen Deutschland und Frankreich: "Das ist das höchste Aufkommen in ganz Europa."

Das Ziel des Telekom-Chefs Ron Sommer, den ehemaligen Monopolisten zu einem paneuropäischen Anbieter zu machen, ist in weite Ferne gerückt. So spielen die Bonner auf dem boomenden Mobilfunkmarkt nach Einschätzung von Branchenkennern in Europa nur noch die zweite Geige. Huff: "Die Telekom muss sich bescheiden geben." So haben die Vodafone-Gruppe und France Telecom die Deutschen weit abgehängt. Da fallen jene UMTS-Lizenzen kaum zu Buche, um deren Vergabe sich die Telekom über ihre Beteiligungen in Nord, Mittel- und Osteuropa bewerben will — einschließlich Schweden in acht Ländern. Damit könnte der Bonner Riese am Ende in Europa insgesamt ein Dutzend UMTS-Lizenzen halten. Gegenwärtig sind es vier (Großbritannien, Niederlande, Deutschland, Österreich).

Auf drei europäischen Kernmärkten (Frankreich, Italien, Spanien) wird die Telekom allerdings zunächst nicht mitmischen. Frankreich ist das letzte große Land in Westeuropa, dass im kommenden Jahr vier Lizenzen in einem so genannten Schönheitswettbewerb vergibt. Und wieder ist die britische Vodafone-Gruppe (Cegetel/SFR) einer der Favoriten bei der Ausschreibung. Für France Telecom ist die Teilnahme ohnehin ein Muss, genauso wie für Bouygues Telecom, dem dritten nationalen Mobilfunkbetreiber. Als Neueinsteiger ist außerdem die spanische Telefonica mit von der Partie.

"Dies ist keine Entscheidung gegen Frankreich oder den französischen Markt, sondern eine konsequente Fortsetzung unserer Strategie", erläuterte der Vorstandschef der T-Mobile International AG, Kai-Uwe Ricke, den Rückzug. Zum jetzigen Zeitpunkt sei der Einstieg in den französischen Markt im Interesse des Unternehmens und seiner Aktionäre nicht vertretbar. Von der Kostenseite könnte die Entscheidung den Konzern tatsächlich entlasten. Schließlich musste die Telekom für die UMTS-Konzessionen bereits kräftig bluten: Allein in Großbritannien und Deutschland blätterte das Unternehmen fast 30 Milliarden Mark auf den Tisch. Und wer in Frankreich den Eignungstest besteht, muss immerhin rund zehn Milliarden Mark berappen.

Dass die Telekom in dem Nachbarland fehlt, hält Theo Kitz für einen gravierenden Fehler: "Das ist ein sehr schlechtes Signal für den Börsengang von T-Mobile International." Auch T-Mobile-Chef Ricke räumte in einem Gespräch mit der französischen Wirtschaftszeitung Les Echos erneut ein, dass die Telekom ohne Präsenz in Frankreich, Spanien und Italien kein globaler Anbieter sein kann.

Nur eine Allianz kann Abhilfe schaffen. "Die Türen sind noch nicht zugefallen", glaubt Huff. Als Wunschpartner der Telekom gilt in der Branche weiterhin die Telecom Italia – trotz der gescheiterten Fusion von 1999. Denn deren Mobilfunktochter TIM ist ausgerechnet in den Ländern aktiv, in denen die Telekom nicht vertreten ist. Ricke spricht von einer "bestechenden Logik". Es gebe in Zukunft noch viele Gelegenheiten auf diesen Märkten Fuß zu fassen, sagt er. "Viele Wege führen nach Rom." (Peter Lessmann, dpa) / (jk)