Facebook verschärft Vorgehen gegen Gewaltandrohungen

Facebook will einen härteren Kurs gegen Hate Speech auf der deutschen Plattform fahren. Dazu lässt sich das Unternehmen von der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter schulen und ist dort Vollmitglied geworden.

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Facebook

(Bild: dpa, Marc Tirl/Archiv)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Holger Bleich

Facebook kündigt nach monatelanger Kritik einen härteren Kurs gegen Hasskommentare an. In Zukunft würden "in Deutschland Androhungen von physischer Gewalt als glaubhafte Drohungen eingeschätzt und entfernt", teilte das soziale Netzwerk am heutigen Dienstag mit. Bisher sollten bei der Abwägung, ob ein Eintrag entfernt wird, mehrere Faktoren berücksichtigt werden – zum Beispiel, wie realistisch es erscheine, dass eine Drohung umgesetzt werde.

"Ich bin überzeugt, dass dies zur Folge hat: Es werden deutlich mehr kontroverse Inhalte auf Facebook in Deutschland gesperrt", erklärte Facebook-Sprecherin Tina Kulow. Auch die Toleranz gegenüber leichtfertig dahingeschriebenen Kommentaren mit fremdenfeindlichen Unterton werde eingeschränkt. Dabei würden Facebooks sogenannte Gemeinschaftsstandards nicht geändert, "aber wir verbessern die Art und Weise, wie wir sie in Deutschland umsetzen, nachhaltig".

Facebook wurde massiv vorgeworfen, fremdenfeindliche Inhalte auch nach Hinweisen von Nutzern nicht konsequent genug zu entfernen. Zudem stellte ein Würzburger Anwalt Strafanzeigen gegen Manager des Online-Netzwerks. Die neue Richtlinie zur Entfernung von Gewaltdrohungen sei zusammen mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) entwickelt worden, erklärte Facebook.

Seit Ende September 2015 ist Facebook Deutschland volles Mitglied der FSM. Diese teilte heute mit, sie könne Facebook nun "bei der schwierigen Abwägung zwischen Meinungsfreiheit und dem Schutz anderer grundgesetzlich geschützter Rechte beratend unterstützen". Das Beschwerdemanagement selbst bleibe aber bei Facebook, der FSM komme hauptsächlich eine Beraterfunktion zu.

Nach Angaben der FSM werden ab Dezember 2015 Juristen der FSM-Beschwerdestelle ihre Erfahrungen bei der Inhaltebewertung mit Mitarbeitern des Facebook Community Operations Team teilen und sie im Umgang mit kontroversen Inhalten schulen. Facebook habe nach dem Austausch mit der FSM bereits an seine Mitarbeiter weitergegeben, im Bereich der Androhung von Gewalt, etwa gegen Migranten im Zuge der derzeitigen Flüchtlingsdebatte, die internen Community Standards strikter auszulegen. (mit Material der dpa) / (hob)