Die Haushalts-Roboter sind im Anmarsch
"Die Roboterindustrie wird größer werden als die der Personal Computer", meint Toshitada Doi, Vizepräsident des Elektronikriesen Sony.
Asimo tanzt mit wiegender Metallhüfte zu Rumbaklängen, während sein Roboterkollege SDR-3X beim Fußballspielen pathetisch auf die Knie geht und seine Arme zum Triumph nach oben streckt. Keine Szene aus einem Science-Fiction-Film, sondern erste Schritte im Leben einer neu geborenen Generation japanischer Roboter. In den Entwicklungslabors der fernöstlichen Hightech-Nation vollzieht sich derzeit eine schnelle Evolution vom Industrie-Roboter hin zu mechanisch-elektronischen Lebensgefährten des Menschen.
Armeen dieser pfiffigen Metallwesen sollen künftig nicht mehr wie ihre Vorgänger in Fabriken als Arbeitssklaven dienen, sondern dem Menschen im Alltag als Partner fürsorglich und tröstend zur Seite stehen, ob beim Aufräumen im Haushalt oder bei der Betreuung alter Menschen. Der Elektronikriese Matsushita Electric will im Dezember kommenden Jahres in der Provinz Osaka ein Hightech-Pflegeheim eröffnen, in dem jedes der 103 Zimmer mit sprechenden Roboterhaustieren und Internetanschluss ausgestattet werden soll.
"Die Roboterindustrie wird größer werden als die der Personal Computer", frohlockte Toshitada Doi, Vizepräsident des Elektronikriesen Sony, auf der weltweit ersten großen Messe für Unterhaltungsroboter in Yokohama, die am heutigen Sonntag zu Ende ging. Doi ist geistiger Vater des berühmten Roboterhündchens Aibo, von dem Sony seit vergangenem Jahr 45.000 Stück für je über 5.000 Mark verkauft hat. Seit kurzem gibt es in Japan die zweite Generation von Aibo zu bestellen, die als Verschnitt zwischen Katze und Hund daher kommt und auch Gefühle zeigen kann.
"Die Metallwesen geben den Menschen Seelenfrieden und können ihre Sorgen lindern", sagt Sony-Manager Doi. Japans Hightech-Konzerne prophezeien Unterhaltungsrobotern denn auch eine goldene kommerzielle Zukunft. Bei Industrie-Robotern ist Japan bereits weltweit führend. Ende 1999 waren nach Angaben der Wirtschaftszeitschrift Toyo Keizai 740.000 im Einsatz, mehr als 50 Prozent (400.000) davon in Japan. Nun geht die Industrie einen Schritt weiter und entwickelt sehende, sprechende und fühlende Roboter für den kommerziellen Markt.
Zwar werden auch in Europa Roboter entwickelt, zum Beispiel für Expeditionen im All, aber "es sind nur die Japaner, die so eifrig Haustier- und menschliche Roboter wollen", stellt Professor Yoshiaki Shirai, Präsident der Gesellschaft für Künstliche Intelligenz, fest. Während in Europa Roboter in Büchern und Filmen oft am Ende zur Bedrohung für die Menschen wurden, haben Roboter im Animations- und Comic-Land Japan genau das gegenteilige Image, wie Toyo Keizai schreibt. Das sei vermutlich ein Grund dafür, warum die Japaner so eifrig in der Roboterentwicklung seien.
Zugleich versprechen sich die Japaner davon kommerziellen Erfolg. NEC stellte kürzlich sein Robo-Ei R100 vor, das durchs Haus rollt, auf Zuruf menschliche Gesichter erkennt und die jeweilige Person beim Namen fragt, was es denn für sie tun könne. Der kleine Roboter soll auch auf Zuruf Fernbedienungen betätigen und Familienangehörigen ankommende E-Mails laut vorlesen können. Die Spielzeugfirma Takara entwickelte Roboterfische und -quallen.
Zunächst sollen die bisher nur als Prototypen vorgestellten Service-Roboter die Bevölkerung an die Vorstellung gewöhnen, mit ihnen künftig zusammenzuleben. Bis aber menschenähnliche Roboter wie Hondas Humanoide so weit sind, dass sie im Haushalt oder am Arbeitsplatz tatsächlich unter Menschen leben können, müssen die Blechwesen nach Ansicht von Experten noch "feinfühliger" werden. Noch sei es zu gefährlich, wenn solch schwere Ungetüme zum Beispiel Pflegebedürftige badeten oder auch einfach nur im Haus herumliefen. (Lars Nicolaysen, dpa) / (jk)