CES 2016: Rundum-Sound-Formate

Surround-Sound war gestern, die neuen Heimkino-Formate beschallen den Zuschauer rundum, auch von oben. Wir haben die wichtigsten Neuerungen von der CES zusammengefasst.

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CES 2016: Rundum-Sound-Formate

(Bild: Nico Jurran / heise online)

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Von
  • Nico Jurran
Inhaltsverzeichnis

Heimkino-Fans dürfen sich über Rundum-Sound mit noch mehr Kanälen freuen, der so manches Kino übertrumpft. Im Zuge der bevorstehenden Einführung der Ultra-HD-Blu-ray Disc zeigten Auro, Dolby und DTS auf der CES, wie ihre Formate klingen beziehungsweise klingen sollen, beschränkten sich aber nicht nur auf Heim-Cineasten. Ein Rundgang:

Techniken wie "Auro-3D Headphones", dank derer Mobilgeräte einen besseren Kopfhörer-Sound bieten sollen, liegen voll im Trend.

(Bild: Nico Jurran / heise online)

Das belgische Unternehmen Auro Technologies präsentierte sein Rundum-Soundformat Auro-3D in einer Suite des Venetian Hotels. Neben der Heimkino-Version wurde hier "Auro-3D Headphones" vorgeführt. Das System schafft auf Stereoaufnahmen bei der Wiedergabe über gewöhnliche Kopfhörer einen Rundum-Sound inklusive höherer Tonebene.

Praktisch handelt es sich um eine Kombination des aus der Heimkino-Version von Auro-3D bekannten Upmixers AuroMatik und psychoakustischen binauralen Effekten. Auro-3D Headphones soll künftig etwa in Mobilgeräten zum Einsatz kommen.

Nach Angaben von Auro-Technologies-CEO Wilfried Van Baelen steht das Unternehmen derzeit mit mehreren Hollywood-Studios in Verhandlungen bezüglich der Veröffentlichung von Filmen mit Auro-3D-Soundtrack auf Blu-ray und Ultra HD Blu-ray in Verhandlungen. Konkrete Ankündigungen soll es in den kommenden Wochen folgen.

Dolby hatte seine Zelte etwas abseits des Messetrubels in den Konferenzräumen eines Hotels aufgeschlagen. Dort zeigte das Unternehmen neben der Heimkino-Version seines Rundum-Soundformats Dolby Atmos unter anderem einen Dolby Atmos für Mobilgeräte (wiederum mit der Wiedergabe über Stereokopfhörer wie bei Auro-3D Headphones) und die Betafassung einer speziellen Version für Virtual-Reality-Systeme namens "Dolby Atmos for VR".

Dolby Atmos konnte als einziges der drei Formate in Las Vegas mit der Ankündigung konkreter Titel punkten: So erklärte zunächst 20th Century Fox Home Entertainment gegenüber heise online, dass man das Rundum-Sound-Format sozusagen als "Lockmittel" auf kommenden Ultra HD Blu-ray Discs einsetzen werde – und nur dort und nicht etwa auf gewöhnlichen Blu-ray Discs. Dann präsentierte Panasonic auf seiner Pressevorführung eine UHD-BD-Demo-Disc von Warner Home Video, auf der Ausschnitte der Filme "San Andreas" und "Mad Max: Fury Road" in Dolby Atmos gespeichert waren.

Schließlich gab Sony Pictures Home Entertainment (SPHE) eine Partnerschaft mit Dolby bezüglich Atmos bekannt: Bereits seine für Anfang 2016 geplanten Premierentitel auf Ultra HD Blu-ray – "The Amazing Spider-Man 2“, "Salt“, "Hancock“, "Chappie“, "Pineapple Express“ und "The Smurfs 2“ – werden Dolby-Atmos-Sound bieten, weitere UHD-BD-Titel mit dem Rundum-Sound sollen im Laufe des Jahres folgen.

Schräges Konzept: Creative will seine Atmos-Soundbar im Vorverkauf schrittweise teurer anbieten. Der Startpreis für die ersten 200 Vorbesteller liegt bei 1750 US-Dollar, bei Erscheinen soll das Gerät 5000 Dollar kosten.

(Bild: Creative Technology)

Da Dolby Atmos sowieso die breite Unterstützung der Receiver-Hersteller genießt, waren diesbezüglich wenig Neuheiten zu erwarten. Heraus stach daher Samsungs erste Soundbar mit Dolby Atmos, die Ankündigungen ähnlicher Geräte von Philips und Creative Technology folgte.

Da DTS:X auch ein Jahr nach der Ankündigung nicht auf dem Markt ist, freuten sich viele Messebesucher vor allem auf eine erste Vorführung dieses Rundum-Sound-Formats. Doch DTS hatte keinen Stand auf dem Messegelände, sondern hatte mehrere Suiten in zwei Hotels angemietet.

Das ist an sich nicht ungewöhnlich für Firmen, die in Ruhe Audiovorführungen machen wollen. Doch während man als Messebesucher in andere Demos (eventuell nach einer Wartezeit) einfach hinein marschieren konnte, machte DTS im wahrsten Sinne des Wortes dicht: Keine Vorführung ohne explizite Einladung.

Für die DTS:X-Demonstration wurde ein AV-Vorverstärker von Yamaha mit Beta-Firmware benutzt.

(Bild: Nico Jurran / heise online)

In der Suite hatte DTS eine Demo-Anlage aufgebaut, die schon erste Schlüsse zuließ: Zum Einsatz kam auf Decoder-Seite nämlich nicht ein Modell von Denon oder Marantz, für die ja in den nächsten Wochen das DTS:X-Firmware-Update erscheinen soll. Stattdessen nutze DTS Yamahas neuen Soundprojektor Yamaha YSP-5600, der bei Dolby auch für Atmos-Demos eingesetzt wird, sowie Yamahas Highend-AV-Vorstufe CX-A5100 plus passender Endstufe. Auf Nachfrage erklärte der DTS-Präsentator, dass die verwendete Firmware fast final sei. Was nun noch fehlt, ist die Software für Cirrus-Logic-DSPs, die etwa in den Onkyo-Receivern und in den preiswerteren D+M-Modellen stecken. Auf Nachfrage an den Präsentation gab es dazu keine konkreten Aussagen.

Für die Demonstration mit der AV-Vorstufe nutzte DTS als Lautsprecher-Konfiguration auf Ohrhöhe erwartungsgemäß ein 7.1-Setup. Für die obere Ebene kamen vier abgewinkelte Height Speaker hinzu.

(Bild: Nico Jurran / heise online)

Bei der Vorführung lief zunächst ein Ausschnitt aus "The Last Witch Hunter“, der in den USA mit DTS:X-Ton (und Regionalcode-Sperre) auf Blu-ray angekündigt ist. Die Szene spielt in einem Flugzeug, das in ein Unwetter gerät. Der DTS:X-Sound hatte dabei ordentlich Dampf, Gegenstände flogen deutlich ortbar auf beiden Ebenen durch die Luft. An dieser Stelle konnte DTS:X mindestens mit Dolby Atmos mithalten. Noch überzeugender war ein zweiter Clip, in dem ein Tropfen vom Boden nach oben gezogen wird – optisch wie akustisch. Dieser Lift von unten nach oben war gut nachvollziehbar und klappte ohne jeglichen Bruch. Die beiden Tonebenen bauten also nahtlos aufeinander auf.

Beim dritten und vierten Beispiel – einem reinen Musikstück und einem Musikvideo – gelang es DTS:X, Stimmen und Instrumente präzise im Raum zu positionieren. Spätestens an dieser Stelle hatte ich den Eindruck, dass DTS sein DTS:X von Beginn an stärker im Musikbereich sieht. Dolby Atmos ist dort noch recht schwach vertreten, hier dominiert von den 3D-Sound-Formaten aktuell klar Auro-3D. Dazu würde auch wieder das Setup mit den Heights gut passen, dass nach meiner Erfahrung für mehr Räumlichkeit sorgen kann als Deckenlautsprecher. (nij)