Nicht nur für Kinder: 3D-Modellier-Software von XYZprinting und SolidWorks

Der CAD-Hersteller SolidWorks ist nicht gerade dafür bekannt, Software für Kinder zu machen. Umso überraschender seine Ankündigung, gleich an einer Reihe von 3D-Apps für den Nachwuchs zu arbeiten.

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3D App für Kinder SolidWorks

(Bild: SolidWorks)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Peter König

3D-Drucker spielen ihre Qualitäten vor allem dann aus, wenn es gilt, individuelle Einzelstücke auf Maß zu fertigen, die ein konkretes Problem lösen – sei es in Form von nicht mehr erhältlichen Ersatzteilen, individuellen Halterungen und Gehäusen oder gar Prothesen. Das Problem: Wo kommen die exakten 3D-Datenvorlagen her, die dem 3D-Drucker genau vorgeben, was er materialisieren soll? Zwar bekommt man durchaus leistungsfähige Software für die 3D-Konstruktion kostenlos, allerdings muss man sich in die erst mal einarbeiten. Deshalb versuchen immer wieder Firmen und Initiativen, besonders einsteigerfreundliche Software zu entwickeln, mit deren Hilfe man auch ohne ein Maschinebau- oder Produktdesign-Studium schnell zu räumlichen Modellen kommen soll.

3D-Druck

Der Sammelbegriff 3D-Druck steht heute für ein ganzes Bündel von Fertigungstechniken, die nach unterschiedlichen Prinzipien funktionieren und sich jeweils nur für ganz bestimmte Materialien eignen. Ihr gemeinsamer Nenner: Alle Verfahren bauen dreidimensionale Objekte, indem sie Material in dünnen Schichten auftragen und verfestigen.

Genau in diese Kerbe haut jetzt zum einen der taiwanesische 3D-Drucker-Hersteller XYZprinting, hinter dem als Mutterkonzern die New Kinpo Group steckt, mit seiner Gratis-Software XYZmaker. Die zweite Initiative in dieser Richtung ist allerdings noch bemerkenswerter: Niemand geringeres als der CAD-Hersteller SolidWorks hat angekündigt, in Kürze eine Reihe von "Apps for Kids" herauszubringen.

Die 3D-Modelliersoftware XYZmaker bekommt man nach Registrierung beim Hersteller kostenlos. Es handelt sich um eine Beta-Version, die unter Windows 7 und 8 läuft und angeblich mindestens 4 GByte RAM sowie 1 GByte Platz auf der Festplatte oder SSD braucht. Ferner gehören OpenGL 2.1 sowie das .NET-Framework ab 4.0 zu den Voraussetzungen. Ist das alles erfüllt (wobei bei der Installation nur noch von einem Bruchteil an benötigtem Plattenplatz die Rede ist), eröffnet sich beim Programmstart ein 3D-Gestaltungsspielraum an die Maus, der dem kostenlosen Webdienst Tinkercad auffällig ähnlich sieht.

Die kostenlose Software XYZmaker erinnert an den Webdienst Tinkercad.

Auf den ersten Blick sind die nötigsten Werkzeuge vorhanden: Es gibt fertige Grundformen, die von Würfeln über Buchstaben bis hin zu Brillanten reichen, alle Objekte lassen sich skalieren, stauchen, einfärben, kombinieren und auseinander ausstanzen. Man kann andere 3D-Gebilde importieren, etwa aus STL- und 3MF-Dateien, letzteres soll ja mal so etwas wie das neue 3D-Standard-Datenformat werden und wird in Windows ab Version 8.1 nativ unterstützt. XYZmaker selbst speichert seine Modelle als AMF-Dateien, die auf XML aufbauen, sowie als STL und PLY. Die Software soll sich auch direkt an einen der 3D-Drucker des Herstellers XYZprinting koppeln lassen.

Die angekündigten 3D-Apps für Kinder von SolidWorks kann man noch nicht selbst ausprobieren – jedoch stehe das Beta-Programm vor der Tür, verspricht der Hersteller, und so kann man auf dessen Webseite schon mal bei Interesse seine Mail-Adresse hinterlassen. Das Bündel soll offenbar aus sechs einzelnen Apps bestehen, die den gesamten 3D-Gestaltungsprozess von der Sammlung von Anregungen bis zum 3D-Druck in einzelne Pakete aufteilen. Die eigentliche Modellierung passiert dabei in der App namens "Shape It", mit "Style It" lässt sich die fertige 3D-Form noch bemalen und mit virtuellen Aufklebern bepflastern. Interessant sieht auch noch "Mech It" aus – aber ob es sich dabei um einen Konstruktionsbaukasten für 3D-gedruckte Mechaniken oder doch nur um einen Simulator handelt, geht aus der Webseite des Herstellers noch nicht zweifelsfrei hervor. Im folgenden Werbevideo kommt diese App zumindest nicht vor.

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So rührselig das Filmchen die Geschichte der kleinen Sophia auch erzählen mag, die für den Teddy ihres kleinen Bruders einen Hut aus dem Rechner und später aus dem 3D-Drucker zaubert – wir sind mit Verlaub da etwas kritisch. Denn ein paar bunte Icons machen aus der Bedienung einer 3D-Freiformmodelliersoftware noch lange kein Kinderspiel und die entscheidenden Schritte vom Vorlagen-Foto bis zum perfekt ausgeformten 3D-Modell spart das Video natürlich aus. Bleibt abzuwarten, ob die neuen SolidWorks-Ableger es tatsächlich schaffen, den Einstieg in die 3D-Modellierung nochmal leichter zu machen als XYZmaker oder die bereits etablierten Konkurrenten wie Tinkercad, 123D Design oder SketchUp. Falls nicht: Vielleicht wird dadurch dennoch die Palette der kostenlosen Konstruktionsprogramme um eine interessante Software reicher, mit der auch erwachsene Einsteiger etwas anfangen können. (pek)