Golem@Home
Internetbenutzer können sich jetzt auch bei dem Projekt des verteilten Rechnens von Wissenschaftlern der Brandeis-Universität an der Evolution von Robotern beteiligen.
Hod Lipson und Jordan Pollack von der Brandeis University haben nicht nur eine Möglichkeit entwickelt, wie Roboter sich automatisch replizieren und optimieren können, wobei erstmals der "Körper" der evolutionär sich entwickelnden Roboter fast ohne Eingriff des Menschen geschaffen wird. Sie haben auch für ihr Golem-Projekt einen Bildschirmschoner entwickelt, der im Stil von Seti@home verteiltes Rechnen im Bereich des Künstlichen Lebens ermöglicht.
Sympathisch am Projekt Golem@Home ist, dass die Teilnehmer, die Rechenkapazität zur Verfügung stellen, das Copyright für jedes Geschöpf erhalten, das sich auf ihrem Computer entwickelt hat. Die Wissenschaftler beanspruchen nur das Recht, statistische Auswertungen des Projekts veröffentlichen zu können. Ist Golem aktiv, dann werden beständig neue "Körper" und "Gehirne" von elektromechanischen Robotern geschaffen, von denen einige auch auf dem Bildschirm animiert werden und dort herumkrabbeln, falls ihnen das schon gelingen sollte. Gelegentlich sollen, wenn der Computer gerade Internetverbindung hat, auch manche der entstandenen Geschöpfe auf andere Rechner auswandern, während fremde auf den eigenen einwandern. Aus Sicherheitsgründen werden aber, so die Wissenschaftler, nur Daten, aber keine exe-Dateien ausgetauscht, überdies könne man dieses Feature auch abstellen.
Der Teilnehmer selbst bleibt bei diesem Evolutionsexperiment des verteilten Rechnens weitgehend passiver Zuschauer, da die Robots sich ja automatisch, ohne Eingriff von außen, entwickeln sollen. Allerdings gibt es einige indirekte Möglichkeiten der Steuerung etwa durch die Veränderung der Populationsgröße, das Löschen ganzer Populationen oder die Veränderung der Landschaft, in der sich die Roboter bewegen. Wenn man also versucht, auf diese Weise die Roboter besser oder stabiler zu machen, dann könne man, so die Wissenschaftler, von einer "Mensch-Maschine-Koevolution" sprechen.
Mehr in Telepolis: Ein Bildschirmschoner fĂĽr die Beteiligung am Evolutionsprojekt. (fr)