Forscher finden Wasserstoff bei einer Supererde

Astronomen haben die Atmosphäre eines fernen Exoplaneten analysiert, der den doppelten Durchmesser der Erde hat. Ergebnis: Es ist nicht gerade lebensfreundlich auf diesem Himmelskörper.

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Forscher finden Wasserstoff bei einer Supererde

Künstlerische Darstellung von 55 Cancri e

(Bild: ESA/Hubble, M. Kornmesser)

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  • dpa

Zum ersten Mal haben Astronomen nach eigenen Angaben verschiedene Gase in der Atmosphäre einer fernen Supererde identifiziert. Die Lufthülle des Exoplaneten enthalte Wasserstoff und Helium, aber kein Wasser, berichten die Wissenschaftler um Angelos Tsiaras vom University College London (UCL) im Fachblatt The Astrophysical Journal. "Diese Ergebnisse liefern einen ersten Einblick in die Atmosphäre einer Supererde", betonte UCL-Professorin Giovanna Tinetti in einer Mitteilung. Erdähnliches Leben ist auf dem exotischen Exoplaneten nicht möglich.

Supererden gelten als häufigster Planetentyp in unserer Milchstraße. Es handelt sich dabei um Planeten, die etwas mehr Masse haben und etwas größer sind als die Erde, aber längst nicht so groß und schwer wie die Gasriesen unseres Sonnensystems. Die jetzt untersuchte Supererde trägt die Katalognummer 55 Cancri e und umkreist 40 Lichtjahre von uns entfernt eine Sonne im Sternbild Krebs. Der Stern wurde kürzlich auf Copernicus getauft, die Supererde Janssen. Der Exoplanet hat etwa den doppelten Durchmesser und die achtfache Masse unserer Erde. Allerdings umrundet 55 Cancri e seinen Heimatstern so nah, das ein Jahr dort nur 18 Stunden dauert. Auf der Planetenoberfläche wird es durch diese Nähe zu dem Stern geschätzte 2000 Grad Celsius heiß.

Nicht nur durch die Hitze ist erdähnliches Leben auf dem Planeten ausgeschlossen. Mit dem Weltraumteleskop Hubble gelang es dem Team jetzt, den chemischen Fingerabdruck der Atmosphärengase des Planeten zu analysieren. Neben Wasserstoff und Helium, die der Planet offensichtlich aus seiner Entstehungszeit behalten hat, fanden die Forscher dabei Spuren von Cyanwasserstoff (HCN), die allerdings durch weitere Untersuchungen noch bestätigt werden müssen. "Cyanwasserstoff oder Blausäure ist hochgiftig, also ist es vielleicht kein Planet, auf dem ich gerne leben würde", sagte UCL-Professor Jonathan Tennyson aus dem Team. Der Stoff würde aber darauf hinweisen, dass der Exoplanet tatsächlich reich an Kohlenstoffen ist, wie bereits angenommen wurde.

Die Supererde ist nicht der erste Planet eines anderen Sterns, dessen Atmosphäre analysiert wurde. Andere Forscher haben bei verschiedenen größeren Exoplaneten bereits Atmosphärenbestandteile identifiziert, darunter auch Wasser. Das Hubble-Teleskop hat nach UCL-Angaben bereits die Lufthüllen zweier anderer Supererden ins Visier genommen. Dabei hätten sich jedoch keine chemischen Bestandteile identifizieren lassen. (mho)