Der Azubi 4.0 - Wie die Digitalisierung die Lehre verändert

Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt rasant. Das beeinflusst auch die Ausbildung. Was ist noch zeitgemäß? Und was müssen Jugendliche in der Arbeitswelt von morgen können? Auf der Bildungsmesse Didacta werden diese Fragen behandelt.

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Der Azubi 4.0 - Wie die Digitalisierung die Lehre verändert
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Kristin Kruthaup
  • dpa

Marie Klein ist angehende Tischlerin. In der Berufsschule befasst die 23-Jährige sich mit Holzarten und ihrer Bearbeitung – so wie Generationen angehender Tischler vor ihr. "Da macht man nur die Basics", sagt sie. Die Arbeit mit CNC-Maschinen, also mit per Computer steuerbaren Werkzeugmaschinen, kommt nur am Rande vor. Dabei prägen diese Maschinen ihren Alltag in der Firma.

Sie erlebt im Kleinen, was in vielen Bereichen der Arbeitswelt passiert: Die Digitalisierung verändert die Art der Arbeit rasant. Ihre Ausbildung an der Berufsschule hält mit den Neuerungen jedoch nur ein Stück weit mit.

Klein lernt ihren Beruf bei der Tischlerei Bächer Bergmann aus Köln. Die Firma setzt neben CNC-Maschinen auch 3D-Drucker ein. "So können wir mit viel höherer Geschwindigkeit produzieren, als wenn wir von Hand tischlern", erklärt Geschäftsführer Sebastian Bächer. Und die Maschinen lassen sich für jeden Auftrag neu programmieren. Statt Massenware zu fertigen, bleibt das Endprodukt sehr individuell.

In vielen anderen Ausbildungsberufen ist die Entwicklung ähnlich. "Wir gehen davon aus, dass die Ausbildungsberufe sich in den nächsten Jahren stark wandeln werden", sagt Alexander Bickel von der Firma Festo Didactic auf der Bildungsmesse Didacta in Köln. Das Unternehmen bietet Lehrmittel für die technische Ausbildung an. Spätestens in fünf Jahren sei der Druck durch die Digitalisierung so groß, dass ganz neue Berufsbilder entstehen.

Schon jetzt ist die Veränderung der bestehenden Ausbildungsberufe in vollem Gange. Beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) gibt es Überlegungen, wie bestehende Ausbildungen den neuen Entwicklungen angepasst werden können. So werden zum Beispiel die bestehenden vier IT-Ausbildungen derzeit grundlegend überarbeitet, erklärt Torben Padur vom BIBB. Der Beruf des Produktionstechnologen soll sich so verändern, dass er den Anforderungen an den Facharbeiter 4.0 genügt. Das bezieht sich auf den Begriff der Industrie 4.0, in der die Maschinen einer Fabrik zunehmend untereinander vernetzt sind.

Auch in der Ausbildung im Einzelhandel könnte es Änderungen geben. "Es gibt Überlegungen, ob beim Einzelhandelskaufmann das Qualifikationsfach E-Commerce eingeführt werden muss", erklärt Sophia Tiemann, Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen.

Die Arbeitswelt und somit auch die Ausbildungen sind im Wandel. Doch was bedeuten die Umbrüche nun für die Jugendlichen? Was müssen sie in Zukunft können? "Ausbildungen werden in Zukunft viel interdisziplinärer sein, als sie es heute sind", glaubt Bickel. Damit einher geht eine höhere Komplexität der Ausbildungen, sagt Padur. Gleichzeitig werden viele Aufgaben aber auch einfacher, da Maschinen
sie erledigen. (axk)