BUND: Risiken der Atomkraft der Bevölkerung nicht länger zumutbar

Bis 2022 sollen die deutschen AKW stufenweise abgeschaltet werden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland hält das angesichts einer neuen Studie für nicht zumutbar.

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BUND: Risiken der Atomkraft der Bevölkerung nicht länger zumutbar

AKW Grohnde

(Bild: E.On)

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Die Atomkraftwerke in Deutschland sollten früher als bisher geplant vom Netz gehen. Das fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der anlässlich des bevorstehenden fünften Jahrestags des Super-GAU von Fukushima eine Risikostudie für die bestehenden AKW und Zwischenlager vorgelegt hat. Darin sieht die Diplom-Physikerin Oda Becker aus Hannover für die Anlagen mangelhafte Schutzstandards sowie Hochwasser-, Erdbeben- und Terrorgefahren. Zudem habe sie altersbedingte Ausfälle der Sicherheitssysteme nachgewiesen.

Atomkraftstandorte in Deutschland

(Bild: kernenergie.de)

Die Reaktorkatastrophe von Fukushima Daiichi, die am 11. März 2011 mit dem Erdbeben und dem anschließenden Tsunami begann, war für die Bundesregierung im Juni 2011 Anlass, bis 2022 stufenweise aus der Atomkraft auszusteigen. Inzwischen wurden neun Reaktoren stillgelegt, acht sind noch in Betrieb. Diese entsprechen für Becker nicht mehr dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik und seien bereits seit 1994 nicht mehr genehmigungsfähig.

Auch in Deutschland sei jederzeit solch ein größerer Störfall oder ein Super-GAU wie damals in Japan möglich, meint Becker. Diese Risiken seien der Bevölkerung nicht länger zumutbar. Das werde auch von den Behörden so gesehen, doch dafür erforderliche umfangreiche Katastrophenschutzpläne seien nicht vorhanden, analysiert Becker.

Auslöser eines schweren Unfalls könne ein Terroranschlag sein. Auch zeigten neuere geologische Untersuchungen, dass für Atomkraftwerke in Deutschland (und Frankreich) die Erdbebengefährdung in der Nähe des Rheingrabens vermutlich unterschätzt wurde. Eigentlich dringend nötige Nachrüstungen und Sicherheitsüberprüfungen würden angesichts der verbleibenden Restlaufzeiten jedoch nicht mehr durchgeführt.

Doch auch wenn sämtliche Atomkraftwerke abgeschaltet seien, endeten die Risiken der Atomkraft in Deutschland nicht sofort, meint Becker, denn der hochradioaktive Atommüll müsse für weitere Jahrzehnte in oberirdischen Zwischenlagern verbleiben. "Die Zwischenlager weisen einen mangelhaften Schutz gegen Flugzeugabstürze und Terrorgefahren auf", moniert Becker.

Drei AKW sind noch in Deutschland in Betrieb (7 Bilder)

Seit März 1984 ist Block C des AKW im bayerischen Gundremmingen in Betrieb. Block A war von 1967 bis 1977 in Betrieb. Der 1984 ans Netz gegangene Block B wurde am 31. Dezember 2017 abgeschaltet, Block C – ebenfalls 1984 in Betrieb genommen – folgte Ende 2021. (Bild: kkw-gundremmingen.de)

(anw)