Bayerns Wirtschaft will mit Frauen Fachkräftemangel beheben

Gut ausgebildete Fachkräfte sind schon jetzt Mangelware in Bayern – denken die bayerischen Industrie- und Handelskammern. Die Lücke werde immer größer, das drücke auch aufs Wachstum. Deshalb will die Wirtschaft verstärkt auch um Frauen werben.

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Bayerns Wirtschaft will mit Frauen Fachkräftemangel beheben

Fachkräfteangebot (blau) und -nachfrage (rot) in Bayern

(Bild: ihk-fachkraeftemonitor-bayern.de)

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In Bayern fehlen nach Meinung der bayerischen Industrie- und Handelskammern derzeit rund 140.000 Fachkräfte. Bis 2030 könnte die Lücke auf rund 424.000 fehlende Fachkräfte anwachsen, ergab ein Bericht, der der dpa vorliegt. "Der bayerischen Wirtschaft entgeht dadurch eine Wirtschaftsleistung von schätzungsweise 11 Milliarden Euro im Jahr", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages, Peter Driessen.

Um gegenzusteuern, will die Wirtschaft auch verstärkt um Frauen als Fach- und Führungskräfte werben. "Die Betriebe müssen noch viel mehr in die Vereinbarkeit von Beruf und Familie investieren, um qualifizierte Frauen – und Männer – langfristig ans Unternehmen zu binden", erklärte Driessen. In Bayern setzten sich die Kammern für eine breite Berufsorientierung ein, um mehr Schulabgängerinnen auch für technische Berufe zu begeistern.

Auch in den Flüchtlingen sieht Driessen ein großes Potenzial, erklärte aber auch: "Ob sie mit ihren Qualifikationen am deutschen Arbeitsmarkt Erfolg haben, ist vom Einzelfall abhängig." Nur ein sehr kleiner Teil der Menschen sei sofort und ohne sprachliche und berufliche Qualifizierung einsetzbar. "Aus diesem Grund ist es eher unwahrscheinlich, dass die Flüchtlinge kurz- oder mittelfristig in die aktuellen Mangelberufe gebracht werden können. Vielmehr brauchen wir eine groß angelegte Qualifizierungsoffensive für die Flüchtlinge." Dafür hätten die bayerischen IHKs in diesem Jahr ein Budget von acht Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

"Je größer der Fachkräftemangel wird, umso mehr steigt auch der volkswirtschaftliche Verlust." Die Lücke zu schließen würde deutliche Wachstumsimpulse bringen, meint Driessen. Besonders kleine Unternehmen hätten im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter häufig das Nachsehen, und manche müssten deshalb sogar das Handtuch werden. "Ein besonders kritischer Punkt ist dann erreicht, wenn es nicht nur an Mitarbeitern fehlt, sondern auch kein Nachfolger für die Unternehmensführung in Sicht ist", erläutert Driessen.

Am gravierendsten sei die Personalnot in Berufen der Unternehmensführung und -organisation, im Maschinenbau und der Betriebstechnik, in technischen Forschungs- und Entwicklungsberufen sowie in Konstruktions- und Produktionssteuerungsberufen. Auch in den Bereichen Gesundheit, Körperpflege und Wellness werden qualifizierte Kräfte gesucht. Bei akademischen Berufen gibt es vor allem einen Mangel an Elektroingenieuren. (mit Material der dpa) / (anw)